Hamburg. Nicht nur in der Großen Koalition kriselt es, sondern auch in der Wirtschaft – kein Zufall.

Auch die schönste Geschichte geht einmal zu Ende. In der Bundesrepublik werden gerade die letzten Seiten eines fast ewig anmutenden Wirtschaftsmärchens aufgeschlagen. Nach dem herben Einbruch infolge der Finanzkrise 2009 entwickelte sich die Bundesrepublik zur Konjunkturlokomotive in Europa – mit hohen Wachstumsraten und einer immer weiter sinkenden Arbeitslosenrate. Während andere europäische Länder wie Italien seit Jahren in der Krise verharrten, sonnten sich die Deutschen in ihrer Hochkonjunktur. Bis jetzt.

Plötzlich ist die Krisenstimmung überall spürbar. Die Börse schwächelt, die Unternehmen kappen ihre Gewinnprognosen, die Industrieverbände erhöhen fast täglich den Druck auf die Politik. Und die Große Koalition muss mit der neuen Situation erst einmal umgehen lernen. Bislang machten die sprudelnden Steuereinnahmen das Regieren relativ einfach – inhaltliche Gräben wurden mit Geld zugeschüttet, Streitigkeiten mit dem Steuersäckel befriedet und Kompromisse oft zum Überbietungswettbewerb. Das teure Zugeständnis an den Partner wurde mit teuren Wohltaten an die eigene Klientel verkauft.