Hamburg. Warum schwingt sich die Ökopartei von Erfolg zu Erfolg? Und wie wird dieser Aufstieg Deutschland verändern?

In unserer Schülerzeitung druckten wir 1987 den Text eines Neuntklässlers, der nicht weniger als den Weltuntergang vorhersagte. Unter dem Titel: „Wenn die Grünen die Macht übernehmen“ formulierte er eine flotte Dystopie. Für mich als Chefredakteur, der damals so grün war wie heute das ARD-Hauptstadtstudio, ein schwer erträglicher Text, der mir die Zornesröte ins Milchgesicht trieb. Heute muss man sagen: Der konservative Autor lag mit seiner Vorhersage besser als gut bezahlte Meinungsforscher und schlaubergernde Politikwissenschaftler. Er machte nur eine Fehler: Er dachte, die grüne Mehrheit käme erst in 500 Jahren.

Wie man sich irren kann. So grün, wie sich unsere Welt seit Sonntag in Brüssel, Bremen oder den Bezirken präsentiert, war sie noch nie. Grün bricht hierzulande schneller durch als nach einem feuchtwarmen Maitag. Doch nicht Europa ergrünt, sondern vor allem die Bundesrepublik: Die Grünen im Europaparlament liegen bei 69 Sitzen (plus 17), 21 kommen aus Deutschland – zehn mehr als fünf Jahre zuvor.