Zu Zeiten, als Barmbek noch Barmbeck hieß, ging Klein Erna mit Klein Bubi und Mutter Pumeier durch den Park und sah, wie ein kleines Mädchen voller Wonne und Schmutz im Klackermatsch spielte. „Darf das das?“, fragte Klein Erna erstaunt. „Das darf das“, antwortete die Mutter. „Dass das das darf!“, wunderte sich Klein Erna.
Es ist nicht bekannt, ob Klein Erna diesen Dialog fehlerfrei zu Papier bringen konnte, wobei sie die Konjunktion „dass“ damals natürlich als „daß“ hätte schreiben müssen. Wir können allerdings annehmen, dass in jenen Jahren jede Hamburger Deern die Grundlagen der Rechtschreibung in der Schule gelernt hat, und zwar an sechs Tagen in der Woche. Am Sonnabend war Unterricht, und am Freitag wurde gebüffelt und nicht demonstriert. Friday for Spelling!
Mancher Schüler, der heute den Unterricht, nicht jedoch seine Freizeit am Wochenende für das Demonstrieren opfern will, könnte später beim Eintritt ins Berufsleben feststellen, dass die Erde zwar noch nicht untergegangen, seine Schulbildung aber nicht ausreichend sein wird.
Es kann nichts schaden, sich einmal etwas genauer mit dem kleinen Wörtchen „das“ zu beschäftigen, das verschiedene Wortarten bedient. Am häufigsten haben wir es mit dem bestimmten Artikel (Geschlechtswort) zu tun: der Mann, die Frau, „das“ Kind. Es kann sich auch um ein Demonstrativpronomen (hinweisendes Fürwort) handeln: Wiederholen Sie „das“ (dieses) noch einmal! Da aller guten Dinge drei sind, schauen wir auch auf das Relativpronomen (bezügliches Fürwort): Das Buch, „das“ (welches) ich dir empfohlen habe, ist vergriffen.
Jedes bisher zitierte „das“ wird mit einfachem „s“ geschrieben. Aber da war doch noch etwas? Eben, es gibt auch die Konjunktion (Bindewort) „dass“, der wir früher ein „ß“ und heute ein „ss“ verpassen müssen: Ich fürchte, „dass“ die Unterscheidung zwischen den Wörtern „das“ und „dass“ häufig misslingt. Das liegt weniger an mangelnder Regelkenntnis als an mangelnder Aufmerksamkeit. Wer noch nie einen Satz im Kopf anders gedacht als ihn dann geschrieben hat, der werfe den ersten Duden.
Im Abendblatt stand: Zeit, „das“ ihm mehr Platz gewährt wird. Das ist natürlich falsch. Hier ist das „dass“ eine Konjunktion und muss ein Doppel-s bekommen. Eine Leserin war darüber so empört, dass sie drohte, die Zeitung zu wechseln: „Eigentlich dachte ich, dass Abendblatt sei interessiert daran, seine Leser/Abonnenten zu behalten.“ Richtig ist, dass das Abendblatt sich alle Mühe gibt, derartige Flüchtigkeitsfehler zu vermeiden und jeden Leser zu halten; falsch ist hingegen, in diesem Zusammenhang „dass“ Abendblatt zu schreiben. „Das“ Abendblatt wird ganz einfach durch einen Artikel mit Einfach-s bestimmt.
Ich erwähne das nicht, um eine billige Retourkutsche zu starten, sondern weil wir alle allzu leicht aus Schludrigkeit über die Grammatik, die wir eigentlich beherrschen, stolpern können. Jeder sollte seinen Text oder Brief vor dem Abschicken noch einmal auf die „das/dass“-Stellen überprüfen. Häufig muss man beim zweiten Durchlesen an den betreffenden „das“-Stellen noch kräftig herumreparieren.
Ein mit „dass“ eingeleiteter Nebensatz wird mit einem Komma abgetrennt, heißt es: Die Hauptsache ist, „dass“ du kommst. „Dass“ du so schnell kommst, habe ich nicht geglaubt.
Doch diese Regel gilt es mit äußerster Vorsicht zu betrachten. Steht „dass“ nach einer nebenordnenden Konjunktion (aber, denn, und, oder), so steht das Komma vor dieser Konjunktion: Du sagst mir nichts Neues, „denn dass“ er kommen wird, wusste ich schon. Mit einigen Adverbien bildet „dass“ konjunktionale Fügungen, bei denen das Komma vor der ganzen Fügung stehen muss: auf dass, ohne dass, bis dass, so dass: Ich habe bisher alles geglaubt, „auch dass“ die Hamburger Schüler gut Deutsch können.
Die Konjunktion „so dass/sodass“ dürfen Sie übrigens entweder zusammen- oder getrennt schreiben. Der Duden empfiehlt Zusammenschreibung, und das Abendblatt hält sich daran. Oder formulieren wir es vorsichtiger: Das Abendblatt bemüht sich stets, nicht über „das“ oder „dass“ zu stolpern.
Versprochen!
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