Die ausgeprägte Fortschrittsskepsis, die sich unter anderem in lautstarker Kritik am Elbtower manifestiert, ist für Hamburg riskant.

Die gute Nachricht vorweg: An Ideen mangelt es in Hamburg nicht. Die Stadt verfügt über ein ungeheures kreatives Potenzial an Architekten, Werbern, Planern. Schon seit Jahrzehnten werden in der Hansestadt deutlich mehr Ideen geboren und diskutiert, als sich am Ende umsetzen lassen. Inzwischen aber macht sich ein Stimmungswandel breit – die Umstandskrämer und Bedenkenträger gewinnen beständig an Einfluss. Sie wollen, das alles so bleibt, wie es ist. Das ist die schlechte Nachricht.

Geradezu exemplarisch wird dies am Streit um den Elbtower. Die einst stillen Kritiker in der SPD melden sich nun gewaltig zu Wort – sie schlagen den Sack, aber meinen den Esel. Der Wolkenkratzer rückt in die Kritik, weil man sich damit wunderbar an Olaf Scholz abarbeiten kann. Das ist nicht nur politisch kleinkariert, sondern auch gefährlich: Über die Sinnhaftigkeit eines 245-Meter-Hochhauses an den Elbbrücken darf man ja streiten – aber das hätte man besser nach der ersten Präsentation der Idee im März 2017 tun sollen. Sich erst nach dem Vertragsabschluss, nachdem der ehemalige Bürgermeister nach Berlin ins Finanzministerium gewechselt war, zum Chefkritiker aufzuschwingen ist Heldentum nach Ladenschluss.