Meinung
Zwischenruf

Lastenrad – von peinlich bis praktisch

Eine Glosse von Nico Binde

Huhu, moderne Großstadtfamilie! Ihr wohnt in einem parkplatzarmen Innenstadtviertel? Seid mindestens zu viert? Und achtet darauf, ökologisch bewusst rüberzukommen? Dann könntet ihr die Testpiloten sein, die gerade vom Verkehrsforschungsinstitut am Zentrum für Luft- und Raumfahrt sowie dem Bundesumweltministerium für das Lastenradprojekt „Ich entlaste Städte“ gesucht werden. Seid ihr aber nicht. Leider.


Dabei verzichten viele von euch bestimmt schon seit Jahren auf den zweiten Geländewagen, weil ihr euch zwecks Ökobilanz und Alltagstauglichkeit ein Transportfahrrad aus skandinavischer oder niederländischer Produktion zugelegt habt. Ihr wisst schon, die unförmig zusammengeschraubten Dinger, mit denen man erst die Kinder zur Kita, später die Getränkekisten nach Hause und zwischendurch so ziemlich alle anderen Verkehrsteilnehmer gegen sich aufbringt. Auf denen man immer zu aufrecht sitzt und die wegen ihrer Überbreite ungefähr so beliebt sind wie Studienräte auf Liegefahrrädern.

Jedenfalls: Eure Lastenraderfahrung (peinlich für Kinder ab zehn Jahren, sonst praktisch, bis auf die Parkplatzsuche) könnte helfen. Ist aber nicht gewollt. Stattdessen sollen bis 2019 nur Unternehmen und Behörden die Alltagstauglichkeit von 150 kostenlosen Test-Lastenrädern bewerten. Also die drei Hamburger Unternehmen, die den Schuss noch nicht gehört haben. Denn Mission „Ich entlaste Städte“ ist auf Steigerung des Bekanntheitsgrades aus. Leider fünf Jahre zu spät. Und leider ohne die Familien, die sich bisher nur einen Geländewagen leisten können.

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