Meinung
Zwischenruf

Hamburgs CDU demütigt die eigenen Frauen

Jens Meyer-Wellmann
Der Verfasser ist stellvertretender Leiter der Hamburg-Redaktion

Der Verfasser ist stellvertretender Leiter der Hamburg-Redaktion

Foto: Bertold Fabricius

Die männliche Parteiführung hat offenbar den Bezug zur Wirklichkeit in dieser Stadt verloren.

Die Hamburger CDU hat offenbar keine Lust, diese Stadt irgendwann mal wieder zu regieren. Anders lässt sich die Vorstellung nicht deuten, die die Partei bei der Aufstellung ihrer Landesliste für die Bundestagswahl gegeben hat. Wie zu Zeiten des früheren Parteichefs Jürgen Echternach kungeln da fast reine Männerrunden in Hinterzimmern die wichtigsten Chefposten und nun auch die aussichtsreichen Bundestagskandidaturen untereinander aus.

Kreis-Chefs machen auf offener Bühne Altherrenwitze und verhöhnen Frauen als weinerlich, die mehr Beteiligung fordern. Achselzuckend ignoriert die Parteiführung das Bundesstatut, nach dem jeder dritte Kandidat weiblich sein soll. Stattdessen geht der Parteichef offen auf Frauen los, die sich erdreisten, angemessene Beteiligung zu fordern.

Die Hamburger CDU ist mittlerweile der reaktionärste aller Landesverbände: In keinem anderen Bundesland geht die Partei ohne Frau auf gutem Platz in die Bundestagswahl. Die Frauen in dieser Partei können einem leid tun. Dabei haben die Männer nicht nur sie gedemütigt, sondern die CDU zugleich durch die Auswahl der Kandidaten personell und inhaltlich ein Stück nach rechts gerückt.

Liberale in der Partei schütteln nur noch den Kopf – weil sie wissen, dass man mit einem nach rechts gerückten Männerclub in einer weltoffenen Metropole nicht mal einen Zeh auf den Boden bekommt. Die Herrschaften an der Spitze bekommen davon vermutlich nichts mit. Sie haben die letzten Pfründe untereinander verteilt – und sitzen nun glücklich in ihrem Parallel-Universum.

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