Es ist ein wenig in Mode, mit dem Kampf für die Legalisierung von weichen Drogen die eigene Weltoffenenheit zu demonstrieren. Die FDP hat dies am Wochenende vorgemacht. Warum, so das Argument, soll die Polizei noch Drogenhändler verfolgen? Die trägen Kiffer greifen ja niemanden an, den Dealern aber fehle durch eine Freigabe im Handstreich die Geschäftsgrundlage. Und warum nur Cannabis anprangern, aber nicht Alkohol und Tabak? Beide seien schließlich auch frei erhältlich.
Tatsächlich aber würde eine Freigabe nicht von „German Mut“ zeugen, sondern eine Doppelmoral hervorbringen. Die hervorgehobene Rolle von Cannabis als Einstiegsdroge ist längst wissenschaftlich bestätigt. Es ist der „Triggereffekt“, eine Auslösewirkung für latente Angstzustände, Depressionen und Psychosen, die Cannabis für junge Menschen gefährlicher als Alkohol macht. Wer glaubt, die Droge sei mit ein wenig Selbstkontrolle beherrschbar, kann in vollen Hamburger Therapiegruppen das Gegenteil besichtigen. Und wer nach der Jahrtausendwende in Hamburg Abitur gemacht hat, kennt sehr häufig mindestens einen Schulkameraden, der bei dauerhaftem „Chillen“ in gemütlichen Jointrunden seine Ziele und Ambitionen verlor.
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Mit einigem Recht wurden die Regelungen bei anderen Drogen in den vergangenen Jahren deutlich verschärft. Eine 0,0-Promille-Grenze bei Alkohol am Steuer nähert sich bereits politischem Konsens, Tabakpackungen zieren Warnhinweise, von offener Werbung mag kein Lobbyist mehr träumen. Dies alles zeugt von einem Rechtsstaat, der seine Fürsorgepflicht ernster zu nehmen beginnt. Nun Cannabis freizugeben, würde diesen guten Ansatz ad absurdum führen. Mehr noch: Es käme dem Eingeständnis gleich, dass die Gesetze nur hartnäckig genug gebrochen werden müssen, um sie zu überkommen.
Die praktischen Probleme mit dem Drogenhandel würden mit einer Freigabe indes nicht gelöst. Die Dealer im Hamburger Florapark würden eher auf den Verkauf härterer Kaliber umsatteln, als einen anständigen Berufsweg zu wählen. Welche Nebenwirkungen eine Legalisierung haben kann, zeigt sich in den Niederlanden: Mancherorts hielten ganze Horden von Cannabis-Touristen Einzug, so dass viele Kommunen die Regelung auf eigene Faust wieder verschärften. Deutschland und Hamburg kann nicht ernsthaft daran gelegen sein, neuer Sehnsuchtsort von Kiffern in Europa zu werden.
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