Linke wollen Fraktionschefin Dora Heyenn stürzen

Die Hamburger Linken haben sich bislang dadurch ausgezeichnet, nie den Hang zur Macht gehabt zu haben. Zuletzt brauchte es noch nicht einmal ein Nein von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) auf die Frage zu einem denkbaren Bündnis mit den Linken. Das haben sie schon selbst ausgeschlossen, mit dem Hinweis, eine gut vernehmbare Stimme in der Opposition sein zu wollen. Anscheinend wollen große Teile der Linksfraktion nun aber ihre Stimme schwächen, indem sie ausgerechnet die Person beschädigen, die die Linken zu einer bis dahin in Hamburg nie erreichten Stärke geführt hat: Fraktionschefin Dora Heyenn.

8,5 Prozent haben die Linken bei der Bürgerschaftswahl erreicht und zählen nun nicht mehr acht, sondern elf Abgeordnete. Das ist das beste Ergebnis der Partei in einem westdeutschen Bundesland – sieht man einmal vom Saarland ab, der Heimat von Oskar Lafontaine. Statt Anerkennung erhält Heyenn, 65, die Aufforderung, den Weg für Jüngere freizumachen. Die verquere Begründung dafür ist – ihr Erfolg. Es habe eine Personalisierung im Wahlkampf gegeben. Diese „Hierarchisierung“, so die parteiinternen Kritiker, habe die Linken den anderen Parteien ähnlicher werden lassen, als sie es eigentlich wünschten. Offenbar wollen die Fundamentalisten bei den Linken einen selbstzerstörerischen Weg einschlagen.

Nun muss man den Parteien selbst überlassen, wie sie sich selbst sehen wollen. Man braucht es noch nicht einmal nachzuvollziehen. Aber unverständlich ist, dass sich nun Teile der Linken über die Art des Wahlkampfes beschweren, den sie selbst mehrheitlich beschlossen hatten. Auch können die Linken beschließen, künftig eine Doppelspitze in der Fraktion bilden zu wollen. Nur wäre es redlich gewesen, das auch im Wahlkampf mitzuteilen.

Dora Heyenn, die im November mit nur 55 Prozent zur Spitzenkandidatin gewählt wurde, muss nun den zweiten schweren Dämpfer einstecken. Dass sie sich mit ihrer direkten Art nicht nur Freunde schafft, weiß sie selbst am besten. Aber dass die Linken erst den Erfolg einheimsen und dann ihre Erfolgsbringerin stürzen, das ist unanständig.