Teile der Partei fordern eine Doppelspitze und wollen Fraktionschefin schwächen

Hamburg. Vier Monate nach der nur knappen Nominierung zur Spitzenkandidatin verpassen die Linken ihrer Fraktionschefin Dora Heyenn den nächsten schweren Dämpfer. Christiane Schneider und Norbert Hackbusch fordern überraschend die Einführung einer Doppelspitze der Linksfraktion und damit indirekt die Ablösung Heyenns. Wie erst jetzt bekannt wurde, hat die Fraktion bereits am Montag in ihrer ersten Sitzung nach der Bürgerschaftswahl den Antrag debattiert.

In einer E-Mail an die Abgeordneten, die dem Abendblatt vorliegt, beklagt Schneider, dass der Wahlkampf zu sehr auf die Person Heyenn zugeschnitten war. Darin heißt es: „Sichtbarer Ausdruck dieser Hierarchisierung war das Großplakat der Spitzenkandidatin (...), also eine höchst einseitige Personalisierung, die sich im Wahlkampf nahezu zwangsläufig in der Konzentration der Ressourcen auf eine ‚Spitze‘ niederschlug.“ Schneider kritisiert, dass die Linken die Darstellung Heyenns als das „Gesicht der Linken“ unkritisch übernommen hätten. Sie selbst kündigte an, nicht mehr für den Fraktionsvorstand kandidieren zu wollen. Als Grund dafür gab sie an, 66 Jahre alt zu sein und deshalb „den Weg in verantwortungsvollere Positionen für andere, jüngere Abgeordnete" frei machen zu wollen. Das ist auch als Aufforderung an Heyenn zu verstehen, den Weg für Jüngere frei zu machen. Heyenn ist 65 Jahre alt.

Unterstützt werden Schneider und Hackbusch von Heike Sudmann. „Ich finde die Idee einer Doppelspitze gut“, sagte die Stadtentwicklungsexpertin dem Abendblatt. „Die Partei hat damit gute Erfahrungen gemacht.“ In anderen Parteikreisen erntet der Vorstoß hingegen Kopfschütteln. „Es ist doch politischer Wahnsinn, nach so einem Top-Wahlergebnis am Stuhl der Spitzenkandidatin zu sägen“, sagte ein Mitglied, das ungenannt bleiben möchte.

Heyenn selbst reagierte verständnislos auf den plötzlichen Vorstoß. Bevor die E-Mail mit der Forderung nach einer Doppelspitze bei ihr einging, habe sie mit den Beteiligten zusammengesessen und von den Plänen nichts erfahren. Der Vorschlag sei ein „Bruch zum Wahlkampf“, wo diese Forderung ebenfalls nicht zur Sprache gekommen sei. Heyenn hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, dass sie nicht die gesamte Legislaturperiode über an der Spitze der Fraktion stehen werde. Eine Abstimmung der Fraktion noch am Montag über die Doppelspitze wurde abgewendet mit dem Hinweis, dass derartige Entscheidungen von der Partei mitgetragen werden müssten. Am heutigen Freitag berät der Landesvorstand. Heyenn kündigte an, in jedem Fall ihr Mandat auszuüben.