Der neue Realitätssinn der HSV-Protagonisten ist erfrischend ehrlich. So nervte in der Vergangenheit nur eines noch mehr als die zahlreichen fußballerischen Enttäuschungen: die Schönrederei danach.

Der HSV hat schlecht gespielt. Nichts Neues. Der HSV hat gewonnen. Das ist neu. Der HSV hat schlecht gespielt, gewonnen und anschließend zu Protokoll gegeben, dass er schlecht gespielt und trotzdem gewonnen hat. Das ist nun wirklich neu. Ganz neu.

Tatsächlich sind Spieler und Verantwortliche des HSV selten so hart mit sich selbst ins Gericht gegangen wie nach dem so wichtigen Sieg gegen Hannover. Für Joe Zinnbauer war das 2:1 ein Beispiel dafür, dass der Fußball manchmal gemein sein kann. Auch Marcell Jansen oder Heiko Westermann versuchten gar nicht erst, den Auftritt des HSV mithilfe des Ergebnisses schönzureden. Der allgemeine Tenor: auch nach zwei Siegen in Folge ist noch immer viel zu tun. Sehr viel.

Der neue Realitätssinn der HSV-Protagonisten ist erfrischend ehrlich. So nervte in der Vergangenheit nur eines noch mehr als die zahlreichen fußballerischen Enttäuschungen: die Schönrederei danach. Der 2:0-Derbysieg gegen Werder Bremen in der Hinrunde war beispielsweise eminent wichtig – und gleichzeitig nur ganz schwer zu ertragen. Auch der 3:0-Sieg vor wenigen Tagen gegen Paderborn klingt berauschend, war aber zumindest in der Höhe extrem glücklich.

Nur wer sich nicht von dem nackten Ergebnis leiten lässt, kann auch in der Folge die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Das gilt auch für die Tabelle. Nach zwei wichtigen Siegen gegen Paderborn und Hannover ist der HSV nun schon Zwölfter. Den Abstiegskampf aber vorzeitig als beendet zu erklären, wäre angesichts des aktuell präsentierten Fußballs ein großer Fehler. Doch der HSV weiß das selbst am besten. Endlich.