Verbandschefs favorisieren Bürgermeister Olaf Scholz

Dass mit den Chefs des Außenhandelsverbands AGA und des Industrieverbands IVH gleich zwei der wichtigsten Wirtschaftsvertreter in der Stadt eine Alleinregierung der SPD mit Olaf Scholz als Bürgermeister auch nach der Wahl im Februar als beste Lösung favorisieren, ist mehr als ungewöhnlich. AGA-Präsident Hans Fabian Kruse schickt zwar mit Blick auf die aktuellen Umfragen eine Empfehlung für eine Große Koalition hinterher und rügt die Grünen. Fakt bleibt aber: Die Wirtschaft in der Stadt ist voll des Lobes für die Arbeit des SPD-Bürgermeisters und seines aktuellen Senats. Und dies ist auch verständlich. Denn Olaf Scholz hat in den vergangenen Jahren etwas gemacht, was die Hamburger Wirtschaft aus vielen Jahren davor nicht mehr kannte: Er hat ruhige Sacharbeit geleistet.

Es gab keine privaten, zum Teil unappetitlichen Nebenkriegsschauplätze wie in der Koalition zwischen CDU und Schill-Partei. Und auch Profilierungsneurosen einiger Grünen-Politiker, die während des schwarz-grünen Bündnisses unter anderem zum Bildungschaos an Hamburgs Schulen führten, behinderten in den vergangenen Jahren nicht das politische Tagesgeschäft.

Hamburgs Wirtschaft gibt sich zunehmend pragmatisch. Immer mehr Verbandsvertreter und Manager legen ihre parteipolitischen Scheuklappen ab. Es geht AGA-Präsident Kruse und IVH-Chef Michael Westhagemann nicht darum, die politische Kraft öffentlich zu unterstützen, deren Parteibuch die Mehrheit ihrer Verbandsmitglieder besitzt. Denn dabei wird es sich nicht um das rote SPD-Buch handeln. Beide schauen primär auf Inhalte – das ist eine positive Entwicklung.

Sicherlich kann man nun das Hohelied der parteipolitischen Unabhängigkeit von Verbänden singen. Aber mal im Ernst: Bis zum heutigen Tag ist es doch die große Ausnahme, wenn sich hochrangige Vertreter der deutschen Wirtschaft nicht parteipolitisch zu Union oder dem Rest der FDP und ihren Thesen bekennen. Kruse und Westhagemann gehen neue Wege, weil sie der effiziente und durchaus erfolgreiche wirtschaftspolitische Kurs des SPD-Senats überzeugt hat. Das ist mutig und verdient Respekt.