Tegida zeigt: Hamburg ist kein Ort für Fremdenhass

4500 Menschen kamen zur Demonstration vor dem Hamburger Hauptbahnhof gegen die islamfeindliche Pegida-Bewegung – dabei sammelten sich bisher in Hamburg keine Pegida-Anhänger. Tegida heißt die Gegenbewegung, Tolerante Europäer gegen die Idiotisierung des Abendlandes. Anders als bei der Pegida-Bewegung mit ihrem plumpen Fremdenhass und diffusen Sorgen steht hinter der Kundgebung der Gegner eine klare Haltung: für Toleranz, gegen Fremdenhass und Islamfeindlichkeit.

Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland zeigt, dass sie nicht zu den billigsten Lösungen in schwierigen Zeiten greifen will. Überall dort, wo sich Demonstranten von Pegida zusammenfinden, stellen sich zehnfach so viele Protestler entgegen. Denn außerhalb Sachsens hat Pegida kaum Zulauf.

In Dresden gingen am Montag 18.000 Anhänger von Pegida auf die Straße – noch einmal einige Hundert mehr als bei den Kundgebungen zuvor. Haltung und Ziele dieser Bewegung wabern irgendwo zwischen Ängsten vor Veränderung, platter Ablehnung von Multikulti, Fundamentalkritik an „Lügenpresse“ und „Politikerklasse“. Ernsthafte Verbesserungsvorschläge für das von ihnen kritisierte „etablierte System“ fehlen.

Ein konstruktiver Dialog mit Pegida ist deshalb schwierig. Dennoch müssen Bürger und Politik handeln: Nachdem vor allem die Union jahrelang ein Bekenntnis zum Einwanderungsland Deutschland abgelehnt hat, bedarf es nun einer neuen politischen Aufklärung: in Schulen, in Parteien, in Unternehmen. Der Staat kann das Geld bereitstellen, die Bürger müssen sich engagieren.

Die Konflikte dieser Welt tragen eine neue Politisierung nach Deutschland. Die Menschen erkennen, dass die Demokratie immer wieder erstritten werden muss. Nicht nur gegen Pegida. Und so hätte man sich gewünscht, dass die Zehntausenden Anti-Pegida-Demonstranten mit derselben Entschlossenheit auch im Sommer nach der antisemitischen Hetze bei Demonstrationen gegen Israels Militärpolitik im Gazastreifen ein Zeichen gegen Judenhass gesetzt hätten. Ein starkes Signal blieb damals aus.