Der erste A350-Jet ist ausgeliefert worden

Dies sei ein historischer Tag für das Unternehmen, sagte Airbus-Chef Fabrice Brégier bei der Erstauslieferung des neuen A350-Jets. Diese Wertung dürfte sich nicht nur auf den Technologiesprung, den der europäische Flugzeugbauer mit dieser Langstreckenmaschine wagt, beziehen: Erstmals baut Airbus einen Ziviljet, bei dem Rumpf und Tragflächen aus Kohlefaserwerkstoff bestehen.

Gleichzeitig ist die Markteinführung des A350 ein wichtiger Meilenstein im harten Wettbewerb mit Boeing. Denn das neue Flugzeug ist der Hoffnungsträger im lukrativen Produktsegment der Langstreckenjets – und dort hat der Rivale aus den USA bisher mit den Baureihen 777 und 787 gemessen an den Bestellzahlen die Nase deutlich vorn.

Historisch bedeutsam ist die Übergabe des ersten A350 aber noch aus einem weiteren Grund: Dass es gelang, den bereits vor mehreren Jahren angepeilten Termin „noch vor Jahresende 2014“ einzuhalten, ist ein Beleg dafür, dass Airbus aus den katastrophalen Problemen in der Produktion des Flaggschiffs A380 gelernt hat.

Doch Verzögerungen gab es auch in der Entwicklungsgeschichte des A350, allerdings gleich zu Beginn und aus ganz anderen Gründen: Nach der ursprünglichen Planung aus dem Jahr 2004 sollte er kein komplett neu entwickelter Flugzeugtyp sein, sondern eine modernisierte Version des älteren Modells A330.

Mit diesen Vorstellungen des Herstellers waren bedeutende Kunden jedoch unzufrieden. Sie forderten einen von Grund auf neuen Entwurf unter Verwendung von Kohlefasermaterialien, wie Boeing dies beim Dreamliner 787 vorgemacht hatte. Erst nachdem Airbus Mitte 2006 auf diese Forderungen eingegangen war, nahm der Ordereingang Tempo auf.

Daran zeigt sich, wie wichtig es ist, auf die Kunden zu hören. Auch jetzt wieder drängt mindestens ein wichtiger Abnehmer den Flugzeugbauer zu einem mutigen Schritt: Der A380-Großkunde Emirates fordert eine sparsamere Ausführung des Megajets. Insofern kann Airbus womöglich auch umgekehrt aus dem A350-Programm für den A380 lernen.