Die Lufthansa hat keine Alternative zur Kostensenkung

Mit den am Mittwoch vorgestellten Plänen der Lufthansa für neue Billig-Töchter haben die aktuellen Pilotenstreiks zwar formal nichts zu tun. Doch es liegt auf der Hand: Die Cockpitbesatzungen wollen bei dieser Gelegenheit schon einmal Stärke zeigen, weil sie wissen, was auf sie zukommt. Denn nach der Strategie des Vorstandschefs Carsten Spohr findet das Wachstum des Konzerns künftig vor allem in Sparten statt, die mit niedrigeren Personalkosten wirtschaften können als die Muttergesellschaft.

Natürlich kann das den Piloten und ihrer konfliktfreudigen Gewerkschaft, der Vereinigung Cockpit, nicht gefallen. Denn wenn sich der Einflussbereich des ursprünglichen Konzerntarifvertrags mit seinen großzügigen Regelungen – etwa zum Vorruhestand, um dessen künftige Ausgestaltung gerade gerungen wird – nicht mehr ausweitet oder gar schrumpft, hat das unter anderem eine längere Wartezeit auf eine der hoch bezahlten Kapitänsstellen zur Folge.

Doch stellt sich die Frage nach einer realistischen Alternative zu den Plänen von Spohr. Die Lufthansa wird von der Konkurrenz immer stärker in die Zange genommen: auf Europa-Routen von diversen Billigfliegern und auf den Langstrecken von den kräftig subventionierten Golfstaaten-Airlines. Zudem setzen auch die großen europäischen Konkurrenten Air France und British Airways zunehmend auf ihre Günstig-Töchter Transavia beziehungsweise Vueling.

Vor diesem Hintergrund drängt sich angesichts der Streiks der Eindruck auf, dass die Lufthansa-Piloten die Bodenhaftung verlieren. Denn auch in vielen anderen Bereichen des Arbeitsmarkts werden Privilegien Schritt für Schritt abgebaut. Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns sollte darüber nicht hinwegtäuschen. Dass die Piloten mit ihren weit überdurchschnittlichen Gehältern jetzt trotzdem derart zäh um ihre Vorruhestandsregelung ringen, macht wenig Hoffnung, dass die Passagiere in den früher oder später bevorstehenden Konflikten um die Arbeitsbedingungen bei den Lufthansa-Billigtöchtern glimpflich davonkommen.