Der Klimaschutz kommt voran – der Gipfel in Lima soll endlich Fortschritte bringen

Am heutigen Montag startet der 20. Weltklimagipfel in der peruanischen Hauptstadt Lima. Wieder treffen sich Delegationen aller Staaten, um über den globalen Klimaschutz zu verhandeln. Tausende Lobbyisten werden in den Konferenzgängen ihre Sicht der Dinge verbreiten, Tausende Journalisten über den Gipfel und das Rahmenprogramm berichten. Alles wie gehabt, möchte man meinen.

Zwei Dinge sind anders: Viele Menschen erwarten von der Konferenz, dass sie den Weg frei macht für ein umfassendes neues Abkommen, das auf dem Folgegipfel 2015 in Paris verabschiedet werden soll. Es gibt deutliche positive Signale: Die USA und China haben als größte Treibhausgas-Emittenten offenbar die Zeichen der Zeit erkannt und sich verpflichtet, ihren Ausstoß an Kohlendioxid (CO2) zu senken oder zumindest nicht weiter ansteigen zu lassen. Zudem haben 22 Länder den Grünen Klimafonds mit insgesamt 9,7 Milliarden US-Dollar (7,8 Milliarden Euro) ausgestattet – und damit das Ziel fast erreicht, bis zum Gipfelstart zehn Milliarden Dollar zu akquirieren.

Der Fonds soll Entwicklungsländern auf ihrem Weg zu einem emissionsarmen Wachstum helfen und denen unter die Arme greifen, die besonders unter den Folgen der Erderwärmung zu leiden haben. Die USA sagten 2,4 Milliarden Euro zu, Deutschland immerhin 750 Millionen Euro. Bemerkenswert ist, dass mit Mexiko und Südkorea auch zwei Schwellenländer einzahlen wollen und somit die Industriestaaten – als Verursacher der derzeitigen Erwärmung – nicht unter sich blieben.

Die Tatsache, dass sich in den vergangenen Jahren Ereignisse häuften, die als Symptome eines sich ändernden Klimas verstanden werden können, mag dazu geführt haben, dass der Supertanker Klimaschutz offenbar allmählich in freiere, schnellere Fahrwasser gelenkt wird. Das gilt gerade für China und die USA. In Peking und andernorts kämpft man mit verpesteter Luft, und eine anhaltende Dürre verwandelt Kalifornien gerade in einen Wüstenbundesstaat.

China kündigte an, dass seine Emissionen um 2030 den Zenit erreicht haben und anschließend sinken sollen. Die USA wollen bis 2025 den CO2-Ausstoß um knapp 30 Prozent senken. Bei näherem Hinsehen verliert dieses Ziel an Glanz, bezieht sich das Minus doch auf das Vergleichsjahr 2005 und nicht, wie die Ziele von Deutschland (minus 40 Prozent bis 2020) und der EU (minus 40 Prozent bis 2030) auf das Basisjahr 1990. Damit sind 15 Jahre amerikanischer Emissionsanstieg aus dem Spiel. Und die Tatsache, dass die USA 2013 zum größten Ölförderland der Welt wurden, lässt daran zweifeln, ob jenseits des Atlantiks ein Ausstieg aus den fossilen Energieträgern wirklich gewollt ist.

Überhaupt reichen alle Zusagen, die im Vorfeld des Gipfels gemacht wurden, noch nicht aus, um den Wandel auf ein verträgliches Maß abzubremsen. Dies könnte nach Aussagen der Klimaforscher geschehen, wenn die Erwärmung bis 2100 maximal zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau erreicht. Dazu müsste sich der Treibhausgasausstoß bis Mitte des Jahrhunderts ungefähr halbieren.

Auf diesem Weg sind wir längst noch nicht. Auch in Lima werden sich die Delegationen um einzelne Worte im Vertragswerk streiten, einige Staaten alles tun, um möglichst schwache Beschlüsse herbeizuführen. Die Gegner von Energiewenden werden ein weiteres Mal abstreiten, dass Treibhausgase Hauptverursacher der Erwärmung sind.

Alles wie gehabt, also? In den kommenden Tagen wird sich zeigen, ob der Supertanker den angelegten Kurs zu mehr Klimaschutz tatsächlich halten wird.

Die Autorin ist Redakteurin im Wissenschaftsressort