Deutschland befindet sich auf dem Weg zum nächsten Ausstieg

Am deutschen Strommarkt geschieht grundsätzlich das, was die Befürworter der Energiewende wollten: Atom- und Kohlekraftwerke werden immer weniger gebraucht. Nach dem Beschluss zum Atomausstieg geht es darum, wann Deutschland bei der Erzeugung von Strom auf Stein- und Braunkohlekraftwerke verzichten kann. Dänemark zum Beispiel will bis zum Jahr 2025 komplett aus der Nutzung von Kohle aussteigen.

Die deutsche Energiewende allerdings, der Ausbau erneuerbarer Energien wie Wind- und Solaranlagen, zieht auch Effekte nach sich, die so niemand gewollt haben kann. Alte Großkraftwerke und Ökoanlagen laufen nebeneinander her. Vor allem Kohlekraftwerke dienen dabei zunehmend als Absicherung für die schwankenden Erträge etwa aus Windparks. Das trieb den Ausstoß an Treibhausgasen in den vergangenen Jahren in die Höhe – ein absurder Effekt einer angeblich grünen Revolution am Strommarkt. Obendrein gibt es ein ökonomisches Problem: Weil insgesamt zu viele Kraftwerke am Markt sind, verfielen die Strompreise an den Energiebörsen. Viele Gas- und Kohlekraftwerke rentieren sich nicht mehr. Neue Anlagen, die vor einigen Jahren geplant wurden, werden ihre Investitionen womöglich nicht erwirtschaften.

Die neue Strommarktordnung, die Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) bis 2016 erarbeiten will, muss den Weg weisen, damit ein System aus erneuerbaren Energien mit modernen Netzen und Energiespeichern eine sichere Versorgung gewährleisten kann. Neue Kohlekraftwerke dürfen dabei künftig keinen Platz mehr haben. Dennoch brauchen die Energieversorger auch einen Fahrplan dafür, wie sie die heute modernsten Kohlekraftwerke in den kommenden Jahrzehnten ökonomisch sinnvoll nutzen können. Ein modernes, effizientes Kohlekraftwerk ist besser als ein altes. Der Idealzustand wäre eine rein regenerative Energieversorgung. Um diesen allerdings zu erreichen, muss die „neue“ Energiewirtschaft noch deutlicher erklären, wie eine überwiegend schwankende Versorgung aus Wind und Sonne funktionieren soll. Ganz von allein, nur mit Idealismus, klappt das jedenfalls nicht.