Die Offshore-Industrie an der Küste läuft nicht rund

Konkurrenz belebt das Geschäft. Warum soll nicht eine arabische Werft eine Konverterplattform für Offshore-Windparks auf der deutschen Nordsee schweißen? Schließlich liefern deutsche Unternehmen seit Jahrzehnten einen großen Teil der industriellen Anlagen für den Mittleren Osten.

Beim Auftrag für die neue Konverterstation „BorWin 3“ an das Unternehmen Drydocks World in Dubai liegen die Dinge anders. Siemens und Nordic Yards haben mit drei Offshore-Konverterstationen die Grundlagen für den Anschluss etlicher Windparks auf der deutschen Nordsee gelegt. Beiden Unternehmen gelang es jedoch nicht, aus der – oft sehr schwierigen – Pionierarbeit eine langfristige Partnerschaft zu machen. Für die deutsche Küstenwirtschaft hätte das ein starkes Team werden können: der deutsche Elektronik-Weltkonzern und die neu aufgebaute Werftengruppe, die das Beste aus Jahrzehnten Schiffbau in Mecklenburg-Vorpommern vereint.

Niemand gibt es offiziell zu, aber ein Grund dafür, dass sich Siemens von Nordic Yards abgewandt hat, ist die traditionell schlechte Finanzsituation deutscher Werften. Die Eigenkapitaldecke der deutschen Schiffbauer ist dünn, die Kooperationsbereitschaft der heimischen Banken bei der Baufinanzierung minimal. Deshalb suchte sich Siemens den global agierenden Konsortialpartner Petrofac für weitere Projekte von Konverterplattformen. Und Petrofac buchte eine arabische Werft, der das Kapital im Zweifel nicht ausgehen wird.

Aus industriepolitischer Sicht ist der Auftrag für Drydocks World ein lauter Warnschuss: Die deutschen Werften haben bereits den Bau von Offshore-Windpark-Errichterschiffen weitgehend verpasst. Nun droht der Branche auch das Geschäft mit den extrem hochwertigen Konverterstationen zu entgleiten. Das liegt auch daran, dass die öffentliche Hand dem Schiffbau an der Küste nicht stärker mit Bürgschaften und Finanzierungen zur Seite steht. Es geht nicht um Subventionen, nur um annähernd gleiche Wettbewerbsbedingungen, wie sie ausländische Werftkonzerne haben. Schiffe und Spezialplattformen können unsere heimischen Werften allemal besser bauen als andere.