Handelskammer überarbeitet umstrittene Morgensprache

Eigentlich war die Idee gut gemeint. In Erinnerung an eine Tradition aus früheren Jahrhunderten, als Hamburger Kaufleute in ihrer Londoner Niederlassung zusammenkamen, ließ die Handelskammer 2005 die Morgensprache aufleben. Einmal im Jahr treffen sich seitdem Honoratioren der Kammer in roten Samtgewändern und mit schwarzen Mützen auf dem Kopf zu einer Zeremonie im historischen Gebäude am Adolphsplatz. Eine Mischung aus Schauspiel und Vorträgen garniert mit einem Mehr-Gänge-Menü für Gäste, einer Preisverleihung sowie einer Spendensammlung. Die Idee hat nur einen Haken: Sie wird von vielen innerhalb und von noch mehr Menschen außerhalb der Kammer als antiquiert und überflüssig wahrgenommen. Die Boulevardpresse taufte die zum Schmunzeln anregende Veranstaltung Mummenschanz, hochrangige Kammervertreter fragten intern nach Sinn und Kosten der Darbietungen – und zogen Vergleiche mit dem rheinischen Karneval. Helau in Hamburg? Alaaf an der Alster?

Die Führung der Handelskammer zieht nun die Notbremse. Aus einem schlechten Schauspiel soll eine modernere, anspruchsvolle Vortragsveranstaltung werden. Robe und Mützen kommen an den Kleiderhaken. Ehrenpreis, Menü, Reden und Spendensammlung bleiben. Nun darf der Leser dieser Zeilen zu Recht fragen, ob die Kammer als die Wirtschaftsvertretung in der Stadt keine anderen Sorgen hat. Mit Sicherheit gibt es Dinge, mit denen man sich am Adolphsplatz eher beschäftigen sollte.

Und dennoch kann die Überarbeitung der umstrittenen Morgensprache durchaus als ein Signal einer Institution verstanden werden, die sich in den vergangenen rund eineinhalb Jahren immer wieder den Vorwurf gefallen lassen musste, rückständig, verschlossen und unbelehrbar zu sein. Die Erfolge der sogenannten Kammerrebellen bei den Plenarwahlen im Frühjahr waren ein Beleg dafür, dass diese Kritik auch an der Basis auf fruchtbaren Boden fiel. Dass Roben und Mützen nun am Haken hängen, bedeutet keine Revolution. Aber zumindest als kleines Zeichen der Bereitschaft zur Veränderung kann diese Entscheidung durchaus verstanden werden.