Die Vattenfall Cyclassics sind ein Sport-Belastungstest

Die Szene in der Neustadt während des Profi-Radrennens war symptomatisch: Ein Fahrradfahrer mit seiner Tochter im Kindersitz wollte den Valentinskamp überqueren. Obwohl Hauptfeld und Begleittross gerade durchgerauscht waren, wurde er von zwei Helfern des technischen Hilfswerks zurückgepfiffen. Es kam zu einer Pöbelei, der Radfahrer setzte sich schließlich übers Verbot hinweg.

Von allen City-Großveranstaltungen und Events, die im Laufe eines Jahres Hamburgs Bewohner ertragen dürfen (und müssen), sind die Vattenfall Cyclassics die aufwendigste, denn für das Spektakel müssen wegen der unterschiedlichen Rundkurse durch die Stadt nebst spektakulärer Zielankunft auf der Mönckebergstraße mehrere wichtige Durchgangsstraßen bis zum späten Nachmittag hinein gesperrt und müssen auch für die Überquerung vieler Straßen häufig größere Umwege in Kauf genommen werden.

Wer dennoch versuchen sollte, unter den rot-weißen Bändern hindurchzuschlüpfen oder gar über eines der zahlreichen grauen stählernen Absperrgitter zu klettern, die auf vielen Hundert Metern rechts und links die Rennstrecke säumten, wird von den Streckenposten in der Regel rüde zurückgepfiffen. Natürlich geht es um die Sicherheit der rasanten Sportler und der Zuschauer. Und doch hört man, weitaus öfter als beispielsweise während des Triathlons oder des Marathons, den Satz: „Hamburg hat einfach zu viele Events.“

Doch allen Hamburgern und Gästen, die am Sonntag nicht aufs Auto verzichten wollten und im Dauerstau standen, sowie allen Bewohnern, die sich mächtig darüber ärgerten, dass sie nicht mal eben über die Straße zum Brötchenholen gehen konnten, ja, allen, die von den vielen Events, die „ihre Stadt regelmäßig heimsuchen“, genervt sind, sei gesagt: Eine große Mehrheit der Hamburgerinnen und Hamburger würde es begrüßen, wenn die Stadt sich um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele bewirbt. Und gegen dieses Mega-Event, ein jahrelanges Vor- und Nachspiel inbegriffen, sind die Vattenfall Cyclassics doch bloß ein Klacks. Wer Olympia will, sollte nicht gleich meckern.