Der Hamburger Buchhandlungspreis belohnt erstmals ein Vorbild aus Ottensen

Dem Buchladen um die Ecke geht es gut – zumindest in Hamburg. Beinahe jeder Ortsteil hat einen, der inhabergeführt ist. Die Geschäfte sind fest in ihren Quartieren verankert. Sie sind Zapfsäulen des Kulturellen, um ein Wort des Altkanzlers abzuwandeln. Helmut Schmidt hatte einst als Erster eine Nähe zwischen Literatur und Benzin hergestellt, als er sagte, dass Bibliotheken „die geistigen Tankstellen der Nation“ seien.

Anders als die staatlichen Büchereien müssen sich Buchläden auf dem Markt bewähren. Und genau dort sehen sie sich seit einiger Zeit mächtiger Konkurrenz gegenüber, nämlich all den Internet-Versandhäusern, die unsere veränderten Konsumgewohnheiten widerspiegeln. Einfach nur stapelweise Bücher in Regale zu stellen oder in die Auslage zu legen reicht schon lange nicht mehr. Genau darauf zielt der Buchhandlungspreis ab, den Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) ins Leben rief und der jetzt erstmals vergeben wird. Er belohnt die engagierteste inhabergeführte Buchhandlung der Hansestadt, die dem Modernisierungsdruck mit Mut zur Veränderung begegnet und sich trotzdem auf alte Stärken besinnt.

Ein gut gemachter Internetauftritt tritt dann neben die Schlüsselqualifikationen jeder Buchhandlung: die Beratung und den Service. Letztere haben viel mit dem Vertrauen zu tun, das Kunden ihrer Buchhandlung entgegenbringen, Vertrauen, das angesichts von Amazon und Co. aber immer wieder erneuert werden muss.

Wer mit der Bestellung auf Knopfdruck konkurriert, der setzt nicht nur auf die Inszenierung von Literatur im Geschäft, sondern auch auf einen eigenen Onlineshop. Wenn jetzt die Buchhandlung Christiansen als erste Preisträgerin geehrt wird, dann belohnt die Stadt Hamburg damit eine Ottenser Institution, die sich nicht einfach auf ihre Tradition verlässt. Christiansen ist die älteste inhabergeführte Buchhandlung in Hamburg. Man kann dort auch E-Books kaufen. Die Umstellung auf das neue Medium ist so wichtig wie Barbara Kisselers neuer Weg der Kulturförderung: Der mit 10.000 Euro dotierte Preis ist ein Ansporn, den Wandel als Chance zu begreifen.