Wie eine Stadt mit Kultur punktet und noch Geld verdient

Man könnte, als darbende Hamburger Kulturszene, Jahr für Jahr aufs Neue und zu Recht beklagen, dass die Kultur zu wenig Geld von der Politik bekommt und damit mal mehr, mal weniger überhört werden. Einfacher und garantiert effektiver wäre es, die wichtigsten und in aller Regel kulturfernen Entscheider aus dem Rathaus während der Sommerpause als Lerngruppe zu den Salzburger Festspielen zu schicken. Drei, vier Tage Programm, am besten von allem etwas, könnten schon genügen, um als anderer Mensch wiederzukommen und vorfreudig verzückt jeden Förderantrag, jeden Tarifausgleich und jede Etaterhöhung durchzuwinken.

Abends in die Aufführungen und danach beseelt oder verwirrt wieder raus in die warme Nachtluft oder den Sommerregenguss. Beim Frühstück gibt es kein anderes Thema als die Kritiken in allen Zeitungen, dazu ausgiebige Grundsatzgeschmacksdebatten über Regiegestümper auf der Opernbühne, Sängerqualitäten, leider verpasste Konzerte und die aktuellen Pflichtstücke im Schauspielprogramm. Tagsüber in die Ausstellungen, zwischendurch auf einen Plausch mit zufällig getroffenen Künstlern oder wildfremden Mitverrückten in die rappelvollen Caféhäuser oder Festspiellokale. Sich ärgern über die üblen Reinfälle und nach Glücksfällen spüren, dass diese Eindrücke jahrelang unvergessen bleiben werden. Es wäre ein wenig wie die Fußball-WM, bloß jährlich und ohne Fußball.

Die Festspielneulinge würden erleben, was ein geballtes Kulturangebot weit oberhalb von Hafenrandbespaßung und einfarbiger Beleuchtung aus einer Stadt und ihren Besuchern machen kann. Leugnen oder taub stellen ginge danach nicht mehr. Sie müssten – im Gegensatz zu Hamburg – bei ihrer Exkursion ins Unbekannte auch keine Angst haben, als Anfänger erkannt zu werden, wenn sie, was überhaupt nichts macht, keine Experten sind. Die Rathaus-Reisegruppe müsste sich nur trauen, Kultur als Horizonterweiterung für alle zuzulassen. Ja, man kann damit als Stadt auch noch Geld verdienen, wenn man es richtig macht. Und das Image verbessern. Und bekannt werden. Man muss nur wollen, und langfristig investieren. Es wäre so einfach.