Der Gestaltungsspielraum ist trotzdem erheblich

Es gab Zeiten, als Schulleiter gefürchtete Respektspersonen waren, denen man sich als Schüler besser nicht näherte. Wer heute eine Schule leiten will (oder muss), sollte in erster Linie über Managementfähigkeiten verfügen und in der Kunst des Ausgleichs unterschiedlicher Interessen ebenso geübt sein wie im gepflegten Standortmarketing.

Die Konsumenten und Nutznießer schulischer Angebote, die Schüler und ihre Eltern, sind heute eine durchweg anspruchsvolle Klientel. Kaum weniger fordernd können die Lehrer sein, im Grunde immer noch Einzelkämpfer und bisweilen im Kollegenkreis auf ihre Privilegien bedacht. Ein guter Schulleiter muss immer versuchen, die Stimmung hochzuhalten und das Team zu motivieren. Und drittens ist nicht von der Hand zu weisen, dass der bürokratische und organisatorische Aufwand für Schulleitungen erheblich gewachsen ist. Leistungstransparenz etwa ist in den Zeiten nach PISA unerlässlich, schulischer Erfolg muss dokumentiert werden. Misserfolg kann sich schnell in sinkenden Anmeldezahlen niederschlagen.

Angesichts dieser Stellenbeschreibung ist nachvollziehbar, dass lang gediente Pädagogen wenig Neigung haben, sich als Schulleiter zu bewerben. Zumal der zu erwartende Gehaltssprung mehr ein Hüpfer ist. Vor allem an Grundschulen ist der Karriereanreiz gering. Die Folge: In Schleswig-Holstein sind fast zehn Prozent der Rektorenposten unbesetzt.

Wer nur die Probleme sieht, unterschlägt, dass Schulleiter große Gestaltungsmöglichkeiten haben. Pädagogische Innovationen können einem Standort einen Schub verpassen. Und: Schulleiter haben heute starken Einfluss auf die Personalauswahl, sie können ein Kollegium Zug um Zug aufbauen. Da deutlich höhere finanzielle Anreize unrealistisch sind, spricht viel dafür, Lehrer auf die anspruchsvolle Aufgabe besser vorzubereiten, auch um Ängste und Sorgen abzubauen. Wer heute eine solche Funktion übernimmt, wird in zahlreichen Kursen geschult. Noch besser wäre es, frühzeitig auf Talentsuche zu gehen und gezielt und perspektivisch die Pädagogen zu qualifizieren, die Spaß an dieser Aufgabe haben.