Liebherr will kommen. Das ist ein guter Anfang – mehr nicht

Im Hamburger Hafen läuft es wieder rund. Nach den schweren Einbußen beim Umschlag infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise laufen die Schiffe wieder verstärkt Hamburg an, und die Terminalbetreiber freuen sich über höhere Wachstumsraten. Dass sich jetzt auch noch der Kran- und Baumaschinenhersteller Liebherr hier ansiedeln will, ist eine weitere Erfolgsmeldung.

Eigentlich ist es sogar mehr, nämlich eine Kursänderung im Hamburger Hafen. Diese wurde eigentlich schon vor fünf Jahren eingeleitet, als die Wirtschaftsbehörde beschloss, mehr Industrie und damit mehr Wertschöpfung im Hafen ansiedeln zu wollen. Aber wie ein dickes schwerfälliges Schiff reagiert der Hafen erst jetzt auf das herumgerissene Ruder.

Was folgt daraus? Veränderungen in der Hafenpolitik brauchen ihre Zeit und müssen mit viel Vorlauf geplant werden. Und die bloße Ankündigung, künftig Hafenflächen auch für Industriebetriebe bereitzustellen, führt nicht automatisch dazu, dass diese Firmen sich auch ansiedeln. Stattdessen müssen Behörden und Verwaltung noch aktiver als bisher in der Industrie für den Hamburger Hafen werben, etwa mit dem neuen Kohlekraftwerk Moorburg, welches sichere Energielieferungen verspricht.

Der Hafen leistet sich eine eigene Marketinggesellschaft. Die muss endlich mehr Dampf im Kessel machen. Schließlich ist nicht einzusehen, dass Hafenumschlagsbetriebe unter hohem Einsatz von Steuergeldern vorzeitig aus Pachtverträgen herausgekauft werden, wenn deren Flächen anschließend jahrelang wegen fehlender Anschlussnutzung brachliegen. Mehr Engagement ist gefragt.

Und noch etwas ist wichtig: Dass Firmen neue Standorte suchen, wird nicht selten durch Mundpropaganda bekannt. In der Hamburger Wirtschaft gibt es viele Akteure, die über ein engmaschiges Netz an ausgezeichneten wirtschaftlichen Kontakten auch ins Ausland verfügen. Das hat auch die jüngste Delegationsreise von Wirtschaftssenator Frank Horch in die Türkei erneut gezeigt. Dieses Wissen muss gebündelt und besser genutzt werden. Zum Wohle des Hafens und zum Wohle der Stadt.