Lkw-Verkehr wächst deutlich; die Stadt muss investieren

Die Verkehrsprognose für die kommenden 15 Jahre, die das Bundesverkehrsministerium am Mittwoch vorstellte, verheißt für Hamburgs Autofahrer nichts Gutes. Um 38 Prozent soll der Lkw-Verkehr bis 2030 steigen. Die Verbindungen zu Hamburgs Hafen werden davon überdurchschnittlich betroffen sein.

Schon jetzt gehören kilometerlange Staus auf den Autobahnen in und um Hamburg zum Alltag. Die Erreichbarkeit des Hafens ist für Lkw-Fahrer zu einem Geduldsspiel geworden. In Hamburg selbst haben viele Straßen ihre Kapazitätsgrenze überschritten. Zudem gilt mehr als jede dritte Hauptverkehrsstraße der Hansestadt als reparaturbedürftig.

Das alles kommt nicht überraschend. Vielmehr müssen die Bürger jetzt das Versagen der Verkehrspolitiker ausbaden. Seit Jahrzehnten streiten sie, ohne dass sich grundlegend an der Verkehrsinfrastruktur etwas ändert. Jeder weiß, dass an einer weiteren Elbquerung kein Weg vorbeiführt. Eine weitere Elbquerung ist aber nicht in Sicht.

Was nutzt der Vorschlag von Wissenschaftlern, flächendeckend in Hamburg Tempo 30 einzuführen, wenn die Durchschnittsgeschwindigkeit in der Hansestadt bei 24 Kilometern in der Stunde liegt? Und was nutzt der Streit über eine weitere U-Bahnstrecke, wenn diese erst in zehn oder zwanzig Jahren umgesetzt sein wird?

Es ist an der Zeit, dass die politischen Entscheider über ihre ideologischen Grenzen hinweg pragmatische Lösungen präsentieren. Die Aufstellung des neuen Bundesverkehrswegeplans, in dem Verkehrsprojekte der kommenden 15 Jahre verankert werden, ist für den Norden Chance und Verpflichtung zugleich.

Seine Politiker haben die Chance, in Berlin deutlich zu machen, dass der Norden einen kräftigen „Schluck aus der Pulle“ braucht. Am Geld darf der Aus- und Neubau von Straßen und Brücken nicht scheitern.

Zugleich haben sie die Pflicht, sich zusammenzuraufen. Sie müssen länderübergreifende Lösungen anbieten: für eine weitere Elbquerung, für neue Verkehrstrassen. Und sie müssen in Berlin mit einer Zunge sprechen.