Er kann kurz oder lang sein und Leerraum haben oder nicht. Also: Viele Fragen ranken sich um Binde- und Gedankenstrich

Selbst wenn es Ihnen gegen den Strich gehen sollte – ein Strich ist nicht gleich einem Strich. Es gibt kurze Striche, lange Striche, Bindestriche, Trennstriche, Gedankenstriche, bis-Striche, Streckenstriche und sogar Straßenstriche (Pardon! Das Letztere gehört nicht hierher – bitte streichen!). Unter einem Strich verstehen wir in diesem Zusammenhang also eine mit einem Schreibgerät oder Ähnlichem gezogene, meist gerade verlaufende, nicht allzu lange Linie.

Der Schriftsetzer, der seit Gutenbergs Zeiten den Bleisatz zusammensetzte, konnte nicht mehr mit Gänsekiel oder Schreibgerät arbeiten, sondern musste die Zeile aus druckenden und nicht druckenden Typen nach festen Regeln penibel im Winkelhaken zusammenfügen. Die Typografie (Gestaltung von Druck-Erzeugnissen) vereinte sich hier mit der Orthografie (Rechtschreibung) und der Interpunktion (Zeichensetzung). Heutzutage ist jedermann sein eigener Setzer am Computer, und es kann nicht verkehrt sein, auch in privaten Briefen, Schreiben, Broschüren, Flugblättern und Einladungen ein bisschen von der schwarzen Kunst zu bewahren. Dafür gibt es Regeln – im Duden oder in anderen Wörterbüchern. Selbst ein Rundschreiben zum dörflichen Kinderfest oder zum Grillabend der Feuerwehr macht gleich einen besseren Eindruck, wenn Striche, Zeichen und Spatien (Zwischenräume) nicht willkürlich durcheinandergeraten sind.

Im Schreiballtag verwenden wir zwei unterschiedlich lange Striche, den kurzen Bindestrich und den langen Gedankenstrich. Der Bindestrich ist ein Wortbinnenzeichen, das im Allgemeinen zwei oder mehrere Wörter zu einer Wortzusammensetzung (Kompositum) oder Fügung zusammenkoppelt (der i-Punkt, die A-Dur-Sonate, das In-den-April-Schicken). Innerhalb eines Wortes gibt es in der Regel keine Leerräume; deshalb stehen Bindestriche kompress (ohne Spatien). Wenn der Bindestrich zum Ergänzungsstrich wird und eine Auslassung kennzeichnet, muss die Leertaste gedrückt werden: Feld- und Gartenfrüchte, Textilgroß- und -einzelhandel.

Ein Bindestrich bleibt am Zeilenende als Bindestrich erhalten. Ist jedoch eine Silbe am Zeilenende zu trennen, tritt der Trennstrich ein. Bindestrich und Trennstrich sehen gleich aus, haben jedoch unterschiedliche Eigenschaften. Der Bindestrich bleibt, der Trennstrich soll jedoch bei einem anderen Zeilenfall wieder verschwinden oder zumindest unsichtbar werden – und das muss der Computer „wissen“. Sonst finden Sie plötzlich mitten in der Zeile eigenartige Trennungen wie ein „Tür-schloss“. Trennen Sie deshalb nie auf dem Computer oder Smartphone per Hand (und benutzen Sie zudem nie einen manuellen Zeilenumbruch)!

Gewisse Fragen ranken sich – zuhauf – um den Gedankenstrich. Der Gedankenstrich ist kein Wortzeichen, sondern ein Satzzeichen. Man unterscheidet den einfachen Gedankenstrich, der eine Pause markiert („Dann brach es herein – das Fiasko“) und den paarigen Gedankenstrich, der einen Einschub kennzeichnet („Klose spielt – die letzte Chance für ihn – bereits sein viertes Weltmeisterschaftsturnier“). Vor und hinter einem Gedankenstrich wird ein Spatium eingefügt, ein Gedankenstrich steht also nie kompress. Folgt auf einen Gedankenstrich jedoch ein Komma, entfällt hinten der Leerraum („Als Podolski den Ball bekam – der für Reus eingewechselt worden war –, überrannte er die gegnerische Abwehr“).

Um Strecken anzugeben, wird der längere Strich verwendet. Dieser Streckenstrich unterscheidet sich dadurch vom Gedankenstrich, dass er immer kompress – also ohne Leerraum – steht („Die Strecke Hamburg–Lübeck ist stark überlastet“). Aufpassen müssen wir, wenn Bindestrich und Streckenstrich zusammen auftauchen. Die Bedeutung ergibt sich aus der Reihenfolge der Zeichen: die Strecke Hamburg-Altona–Neumünster, aber: die Strecke Neumünster–Hamburg-Altona.

Wenn der (lange) Strich als bis gesprochen wird, steht er kompress, wird er jedoch als gegen gelesen, bekommt er Spatien. Willy Brandt (1913–1992) trat 1974 als Bundeskanzler zurück. Schalke 04 – HSV sprechen wir als gegen aus. Rücken das bis-Zeichen oder das gegen-Zeichen ans Ende oder an den Anfang einer Zeile, müssen wir „bis“ bzw. „gegen“ ausschreiben.