Mit den Handballern verliert Hamburg ein Spitzenteam

Ein Jahr ist es her, da grüßten die Spieler des Handball-Sport-Vereins (HSV) Hamburg als Champions- League-Sieger vom Rathausbalkon. 10.000 Fans jubelten ihnen zu. Am Dienstag nun entschied die Bundesliga bereits in zweiter Instanz, dem deutschen Meister von 2011 die Lizenz für die neue Saison zu verweigern. Das Schiedsgericht, das vom HSV binnen einer Woche angerufen werden könnte, dürfte kein anderes Urteil fällen.

Wie konnte es so weit kommen? Der HSV ist nicht der erste Verein, der an der Abhängigkeit von seinem Mäzen zugrunde geht. Andreas Rudolph, ein schwerreicher Medizintechnikunternehmer aus Ahrensburg, hatte den Club im Frühjahr 2005 vor der Insolvenz bewahrt und ihn seitdem mit geschätzten 50 Millionen Euro privatem Geld und dem seiner Firmen zu einer der ersten Adressen im europäischen Handball aufgerüstet.

Dass Rudolph die Lust an seinem Spielzeug verlor, mag ihm angesichts seiner Verdienste niemand verübeln. Wie er es tat, schon – weil er das erste Mal nicht zu seinen Zusagen stand. „Die Lizenz ist sicher“, hatte er noch am 18. Februar verkündet. Ohne seine Alimente war sie es nicht. Die verweigerte er diesmal. Als Entschuldigung könnte allenfalls akzeptiert werden, dass er der Grabenkämpfe, die seit Monaten um seine Rolle im Verein geführt wurden, überdrüssig war. Mit Trainer Martin Schwalb hatte sich zuletzt selbst einer seiner langjährigen Weggefährten von ihm abgewendet.

Ohne Rudolphs Millionen war der Club nie überlebensfähig. Die Strukturen waren bis heute auf seine Person zugeschnitten, andere ließ er nicht zu. Diejenigen, die den Verein – auch in seinem Auftrag– von ihm unabhängig machen wollten, fielen bei ihm schnell in Ungnade. Für den Ernstfall, der jetzt plötzlich eintrat, waren die HSV-Handballer deshalb nicht gerüstet.

Hamburg verliert mit den Handballern eine sportliche Attraktion. Mit einem Schnitt von 9000 Zuschauern war das Team hinter den Fußballern des HSV und des FC St. Pauli die Nummer drei in der Stadt. Handball auf höchstem Niveau wird es in Hamburg auf absehbare Zeit nicht mehr geben. Das vor allem ist bedauerlich.