Ein Kommentar von Nils Kemter

Wenn am 29. Mai 2015 in Zürich der Kongress der Fifa zusammentritt, um Präsidentschaftswahlen abzuhalten, will sich der dann 79 Jahre alte Sepp Blatter zur Wiederwahl stellen. Sein Vorhaben, in eine fünfte Amtszeit zu gehen, darf in diesem Fall nicht nur aufgrund seines Alters für äußerst fragwürdig erklärt werden. Die Statuten des Fußball-Weltverbandes erlauben dies jedoch, und auch ein Konrad Adenauer konnte 1949 bekanntlich als bereits 73-Jähriger erster Bundeskanzler Deutschlands werden.

Der FC St. Pauli beschreitet indes ja bekanntlich häufig andere Wege. So auch in der Causa Amtszeit: Vizepräsident Tjark Woydt muss nun aufgrund eines Paragrafen in der Vereinssatzung abtreten. Weil er bei den Wahlen im November die Altersgrenze von 70 Lebensjahren überschritten hat. In Zeiten, in denen das Renteneintrittsalter auf 67 Jahre heraufgesetzt wurde und die durchschnittliche Lebenserwartung eines deutschen Mannes schon 78,5 Jahre beträgt, erscheint dieser Satzungseintrag mehr als angestaubt. Woydt, ein äußerst vitaler und kluger Mensch, wachte seit 2010 über die Finanzen des Clubs, tat dies mit großem Erfolg und würde es wohl auch gern weiterhin tun.

Dass diese Problematik erst jetzt zutage tritt, muss auch den aktuell Verantwortlichen vorgeworfen werden. Mit einem Antrag auf Satzungsänderung vor der Mitgliederversammlung im November 2013 hätte der Fall Woydt möglicherweise verhindert werden können, eine Dreiviertelmehrheit wäre nötig gewesen. Nun ist eine Fortsetzung seiner Arbeit unmöglich, selbst wenn alle Mitglieder des Clubs sich dafür aussprechen sollten.