Der deutsche Sozialdemokrat Schulz und der konservative Luxemburger Juncker waren sich im TV-Duell in der Wahlarena in den meisten Themenfeldern weitgehend einig.

Vokabeln wie Arena und Duell suggerieren einen harten Wettkampf erbitterter Konkurrenten. Wer das bei dem zweiten Aufeinandertreffen der beiden Kandidaten um den Posten des EU-Kommissionspräsidenten, Martin Schulz und Jean-Claude Juncker, im deutschen Fernsehen erwartet hatte, dürfte von der ARD-Sendung aus dem Hamburger Hafen enttäuscht gewesen sein. Der deutsche Sozialdemokrat Schulz und der konservative Luxemburger Juncker waren sich in den meisten Themenfeldern weitgehend einig: Dem Freihandelsabkommen mit den USA dürften keine europäischen Standards geopfert werden, Datenschutz sei nicht verhandelbar, arbeitslosen Flüchtlingen muss geholfen werden, Europa müsse außenpolitisch stärker werden, Eurobonds sind kein Thema mehr, und die Türkei ist derzeit nicht beitrittsfähig.

Ein Hauch von großer europäischer Koalition wehte durch das Studio. Die Zuschauer hatten allenfalls die Wahl zwischen einem quirligen Deutschen, der pflichtgemäß ab und zu die dem sozialdemokratischen Grundwortschatz entlehnte Vokabel „Gerechtigkeit“ einwarf, und einem nonchalanten Luxemburger, der sich in der Frage der Euro-Rettung solidarischer mit den südlichen Krisenländern zeigte, als es manchem seiner konservativen Parteifreunde lieb sein dürfte. Und natürlich würde keiner der beiden das Amt des Kommissionspräsidenten annehmen, wenn er dazu die Stimmen rechter Parteien benötigen würde.

Deren Einzug aber droht in größerem Maße als bisher, auch weil in Deutschland die Dreiprozenthürde vom Verfassungsgericht gekippt wurde. Und heftige Kritik gibt es auch von Linksaußen am bisherigen Europa, etwa vom Griechen Alexis Tsipras. Wenn die Begriffe Duell und Arena ihre Berechtigung haben sollen, wenn mehr als die zuletzt blamablen 43 Prozent der Wahlberechtigten zur Abstimmung motiviert und für die gemeinsame Sache begeistert werden sollen, müssen sich die überzeugten Europäer Schulz und Juncker vor allem mit ihren harten Kritikern auseinandersetzen, statt sich in Harmonie um den höchsten Posten der Gemeinschaft zu bemühen.