Relativsätze müssen richtig platziert werden, um nicht herumzuirren. Von korrekten Genitiven und falschen Dativen nach dem Komma

Kürzlich las ich: Er legte das Brot auf das Brett, das er in der Stadt gekauft hatte. Ich frage mich, was er in der Stadt gekauft hat – ein Brot oder ein Brett? Das das ist ein Relativum, ein rückbezügliches Wort, das den Nebensatz an das Subjekt oder Objekt des Hauptsatzes koppelt. Wir haben es mit einem Relativsatz zu tun, der durch ein Relativpronomen, ein Relativadverb (wo) oder mit einer Präposition, der das Relativpronomen folgt (in dem), eingeleitet wird.

Ein solcher Relativsatz darf jedoch nicht an beliebiger Stelle in den Text gestellt werden. Zwar ist anzunehmen, dass Vater beim Bäcker ein frisches Brot gekauft hat, aber es wäre auch möglich, dass er im Supermarkt ein Schneidebrett aus Bambus erstanden hat. Wir müssen die Syntax also optimieren: Er legte das Brot, das er in der Stadt gekauft hatte, auf das Brett. Nun ist die Zuordnung eindeutig. Der Relativsatz wird in den Hauptsatz eingeschoben, und das Relativpronomen steht direkt hinter dem Bezugsausdruck.

Was passiert jedoch, wenn zwei mit „oder“ verbundene Bezugswörter im Singular verschiedenen Geschlechts sind? (Der Begriff „Geschlecht“ – ich weise vorsichtshalber darauf hin – ist hier ausschließlich grammatisch zu sehen.) Dann richtet sich das Pronomen nach dem ihm am nächsten stehenden Substantiv: Ich suche die Verkäuferin oder den Verkäufer, der meinem Kind diesen Schund verkauft hat. Es mag sein, dass die betreffende Verkäuferin ganz froh ist, hier grammatisch aus der Schusslinie genommen zu werden, es könnte aber auch sein, dass sie sich geschlechtlich (diesmal biologisch gemeint) diskriminiert fühlt. Zu Zeiten meines Großvaters, als die Lehrer noch Vatermörder und keine Kapuzenpullover trugen, wurde das dem ersten Substantiv entsprechende Pronomen in Klammern mit genannt: Ich suche die Verkäuferin oder den Verkäufer, der (die) … Das ist heute nicht mehr üblich.

Die gängigen Relativpronomen sind der/ die/ das und welcher/ welche/ welches. Da das Relativpronomen welcher/ welche/ welches aber etwas schwerfällig klingt, wird es in der gesprochenen Sprache kaum gebraucht. Es ist jedoch als Eselsbrücke unverzichtbar, um zu prüfen, ob es sich um das Relativpronomen das oder die Konjunktion dass handelt. Lässt sich welches für das einsetzen, müssen wir beim einfachen „s“ bleiben: Das Kind, das (welches) schnell läuft, fällt hin. Aber: Das Kind läuft so schnell, dass („welches“?) es hinfällt.

Relativpronomen werden dekliniert: Die Mütter, deren Kinder im Sandkasten spielten, saßen auf der Bank. Er machte häufig Pausen, während deren (nicht: der) er vom Buch aufschaute. Die Hündin, deren (nicht: derer) Verletzungen er sich annahm, … Ohne Substantiv wäre auch richtig: Die Hündin, derer (oder: deren) er sich annahm, … Dabei handelt es sich dann aber um kein Relativpronomen mehr, sondern um ein Demonstrativpronomen. Die Genitivformen lauten dessen und deren und dürfen nicht weiter flektiert werden. Es ist nicht korrekt, ihnen die fiktiven Dative „dessem“ und „derem“ überzustülpen! Falsch: Die Wirtschaft, in „derem“ Rahmen (richtig: deren Rahmen) …

Das Relativpronomen das, das sich auf ein Neutrum bezieht, sollte nicht durch was ersetzt werden. Nicht: Das Geschenk, „was“ ich in den Händen hielt, … Sondern: Das Geschenk, das ich in den Händen hielt, … Das Relativpronomen was wird jedoch benutzt, wenn es sich auf etwas Abstraktes oder Unbestimmtes bezieht (All das Schöne, was wir erlebt haben, …) bzw. wenn das Bezugswort ein substantivierter Superlativ ist: Es ist das Schönste, was (nicht: das) ich je gesehen habe. Weist das Relativum nicht auf ein einzelnes Wort, sondern auf den gesamten Satz zurück, steht immer was: Er schenkte ihr einen Ring, was (nicht: das) sie sehr freute.

Es heißt: Es ist einer der schönsten Filme, die (nicht: den) ich jemals gesehen habe. Wird eine einzelne Person oder Sache aus einer Vielzahl herausgehoben, dann steht das Relativpronomen im Plural. Andernfalls müssten wir die Einzahl der Menge verwenden: Das ist der schönste Film, den ich je gesehen habe. Hinter den attributiven Genitiven deren und dessen wird stark flektiert: Die Spieler, von deren lautem (nicht: lauten) Jubel alles übertönt wurde, fielen sich um den Hals.

Der Verfasser, 72, ist „Hamburgisch“-Autor und früherer Chef vom Dienst des Abendblatts.