Der jetzt ehemalige Präsident des FC Bayern München geht ins Gefängnis, sofern die Staatsanwaltschaft keine Revision einlegt. Warum sich Uli Hoeneß mit dem Gang hinter Gittern trotzdem nicht ins Abseits stellt - ein Kommentar.

Und am Ende nötigt er einem doch noch Respekt ab. Uli Hoeneß hat in der vergangenen Woche die unterschiedlichsten Reaktionen und Gefühle ausgelöst: Fassungslosigkeit und Entsetzen waren genauso dabei wie Häme und Mitgefühl. Jetzt ist der Prozess vorbei, das gerechte Urteil gesprochen, und Hoeneß macht das, was er von den Fußballspielern des FC Bayern München so oft eingefordert hat: Er steht seinen Mann. Ob die Entscheidung, auf eine Revision zu verzichten und direkt ins Gefängnis zu gehen, nun wirklich erst in der Nacht von Donnerstag auf Freitag gefallen ist oder doch Teil einer mit den Anwälten ausgeklügelten Strategie war – geschenkt. Hoeneß setzt auch in eigener Sache auf Angriff, geht wie sonst oft den unbequemen Weg und beansprucht auf seinem Weg in die Justizvollzugsanstalt (JVA) keine Sonderrolle.

Das ist nicht nur konsequent, sondern wird ihm auch helfen, sein Bild in der Öffentlichkeit wieder zurechtzurücken. Schon am Freitag gab es diverse Respektbezeugungen selbst von höchster Stelle (Angela Merkel) für eine Entscheidung, die für normale Verbrecher nicht nur normal, sondern unausweichlich ist. Im Fall Hoeneß ist sie Teil einer Inszenierung, die ihre Wirkung nicht verfehlen wird. Der jetzt ehemalige Bayern-Präsident wird auf jeden Fall eine zweite Chance bei seinem Verein und im Fußball überhaupt erhalten, wenn er aus dem Gefängnis wieder herauskommt.

Und auch das dürfte nach dem Rückzug der Revision relativ schnell gehen. Hoeneß wird nur eine kurze Zeit Tag und Nacht in der JVA verbringen müssen, natürlich nicht mit Schwerbrechern, sondern überwiegend mit sogenannten Ersttätern. Innerhalb weniger Monate wird er dann Freigänger werden, also tagsüber nicht nur die Zelle, sondern das Gefängnis verlassen dürfen. Schließlich wird die Strafe voraussichtlich nach der Hälfte, also nach 21 Monaten, zur Bewährung ausgesetzt werden. Uli Hoeneß wäre dann wieder ein freier Mann mit allerbesten Aussichten auf Resozialisierung.

Ja, es werden harte Zeiten für den Münchner, aber daran ist er gewöhnt. Hoeneß hat einen Flugzeugabsturz überlebt, er hat den Spott nach dem verschossenen Elfmeter im Europameisterschaftsfinale 1976 überstanden, er hat sich um Kopf und Kragen gezockt. Wer so ein Leben hinter sich hat, der überlebt auch anderthalb Jahre im Gefängnis.