Slomkas Trennungsklausel ist ein Gebot der Vernunft

Stellen Sie sich mal Folgendes vor: Sie sind Geschäftsführer einer Firma und suchen seit Jahren verzweifelt nach dem passenden leitenden Angestellten. Mal dachten Sie, dass Sie den richtigen gefunden haben, dann war es aber doch wieder der falsche, und Sie mussten sich frühzeitig von Kandidat X trennen. Kandidat Y war aber auch nicht besser und Kandidat Z schon gar nicht. Von welchem Kandidaten an hätten Sie wohl den Vertrag entsprechend konfiguriert, dass man sich, wie es so schön heißt, im „beidseitigen Einverständnis“ trennt?

Spätestens nachdem Sie beim zweiten oder dritten Mal finanziell ganz schön auf die Nase gefallen sind, würden Sie sicherlich zumindest mal über eine Probezeit nachdenken. Offenbar aber gibt es Branchen, die einen nachhaltigen Lerneffekt nicht vorsehen. Zumindest bislang nicht.

Fußball ist schon ein kurioses Geschäft. Da durften sich bis zur Verpflichtung von Bert van Marwijk vor einem halben Jahr sechs Trainer in sieben Jahren beim HSV ausprobieren. Und der Vertrag des Niederländers sah den rein theoretischen Fall der vorzeitigen Trennung nicht vor, obwohl alle Übungsleiter zuvor mehr oder weniger krachend gescheitert waren. Nach nicht einmal sechs Monaten war für van Marwijk genauso vorzeitig Schluss wie für alle anderen vor ihm auch – mit dem Unterschied, dass dem grau melierten Fußballlehrer noch knapp drei Millionen Euro bis Vertragsende zustehen.

Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. So ist die Entscheidung, Neutrainer Mirko Slomka einen gut dotierten Vertrag anzubieten, den man im Falle eines Abstiegs kostengünstig auflösen könnte, nur zu begrüßen. Eine derartige Klausel ist nicht anrüchig, sie ist unabdingbar. Gleiches gilt im Übrigen auch für Sportchef Oliver Kreuzer. Nachdem sich Vorgänger Frank Arnesen über eine Millionenabfindung freuen durfte, steht seinem Nachfolger im Falle einer Trennung „nur“ die Hälfte seiner Bezüge bis Vertragsende zu. Kreuzer und Slomka dürften den vertraglich abgemachten Verzicht überleben. Oder, viel besser: Der HSV spielt erfolgreich – und niemand muss auch nur auf einen Cent verzichten.