Der Stadtteil braucht ein Fundament, das auf Historie gründet, ihn wach hält – und das Geschichte macht

Selbst ein Megaprojekt wie die HafenCity kann scheitern. Zwar erobert moderne Architektur Himmel und Elbe – die Türme wachsen immer höher. Doch was auf dem Reißbrett als milliardenschweres Investitionsobjekt geplant wurde, hat einen schweren Geburtsfehler: Der HafenCity fehlt das Herz.

Es fehlt der Charme, der Touristen zu jeder Jahreszeit mobilisieren kann. Es fehlt das pulsierende Leben – jene Mischung aus Arbeiten, Leben, Wohnen, Klönen und Träumen, wie sie etwa in St. Georg anzutreffen ist. Und es fehlt die große Story, der Gründungsmythos für die HafenCity. Die Entscheidung eines CDU-Senats genügt nicht, um wirklich nachhaltig in den Annalen der Geschichte zu landen und die Herzen der Menschen zu berühren.

Die HafenCity braucht ein Fundament nicht nur für die vielen Häuser. Sie braucht ein Fundament, das auf Historie gründet, sie wach hält – und das Geschichte macht. Den Traditionsschiffshafen in diesem wachsenden Stadtteil zu verankern, ist ein richtiger Schritt gewesen. Aber er genügt offenbar noch nicht, um Touristen und potenzielle Käufer für den Einzelhandel anzulocken. Eine neue Imagekampagne könnte beispielsweise von Hamburgs Rolle als Kreuzfahrtmetropole handeln. Von Albert Ballin, der die Kreuzfahrt einst erfunden hat. Und vom Cruise Terminal am Grasbrook – einer Erfolgsgeschichte.

Dazu kommt, dass die urbanen Bauten der HafenCity – bis auf die Elbphilharmonie – im internationalen Vergleich kaum innovativ, sondern eher provinziell wirken. Jeder Glaspalast mit rotierenden Windrädern in Dubai dürfte bei Touristen mehr Interesse wecken als der Marco-Polo-Tower. Die konzeptionellen Mängel sind aber nur die eine Seite. Die andere: Für Fußgänger fehlt eine nahtlose Verbindung mit der eigentlichen City, mit Rathaus und Mönckebergstraße. Diese Trasse müsste die Besucher mit kleinen Attraktionen mühelos in das moderne Viertel geleiten. An diesem Weg liegt der Domplatz.

Wer die HafenCity weiter entwickeln will, braucht also die Kreuzfahrt und den Domplatz – die Wiege der Hansestadt.