Schleswig-Holstein muss auch im Ausland werben

An Sommerferien-Sonnabenden packten meine Eltern mich und meine Geschwister in den Käfer und tuckerten nach Travemünde. Am Leuchtturm wurde geparkt, mit der kleinen Fähre ging es rüber auf den Priwall. Dann wurde im Sand gespielt. Der Strandabschnitt zwischen der Travemündung und der „innerdeutschen Grenze“ war damals vergessenes Land. Nicht einmal Kurtaxe wurde kassiert. Gut 40 Jahre ist das her, und es interessierte damals niemanden, ob wir marketingtechnisch eher zu den Entschleunigern oder zu den Naturfreunden zu zählen waren. Wahrscheinlich waren wir einfach nur die Sparsamen.

Seitdem hat sich viel geändert. Der Priwall wird gerade mit dänischen Ferienhäusern zugestellt, der Mann mit der weißen Mütze treibt auch dort unerbittlich die Kurtaxe ein, und die Autobahn, die Hamburg mit der Ostsee verbindet, ist an manchen Wochenenden so voll, dass der Strandbesuch unmöglich wird.

Wozu also noch Marketing, mag da mancher fragen. Die Antwort ist klar. Ganze Regionen in Schleswig-Holstein leben von Tourismus, und nicht alle haben den Vorzug, in der Nähe der Großstadt Hamburg zu liegen. Selbst in Deutschland geht nicht mehr viel, glauben Tourismusexperten. Der Kuchen wächst nicht mehr, die Urlaubsregionen machen sich beim Werben um deutsche Kunden nur gegenseitig Konkurrenz. Umso wichtiger ist es, ins Ausland zu gehen. Schleswig-Holstein steckt in diesem Punkt noch in den Kinderschuhen, während Mecklenburg-Vorpommern bei ausländischen Gästen schon Wachstumsraten von bis zu 15 Prozent zu verzeichnen hat.

Wenn Schleswig-Holstein da mithalten will, muss es nicht entschleunigen, sondern beschleunigen. Erstens: Die Summe von einer Million Euro, die der Tourismusagentur TASH für Marketing zur Verfügung steht, ist lächerlich gering. Zweitens: Die regionalen Tourismusorganisatoren müssen für Auslandswerbung Geld dazutun. Auch wenn es dabei nicht um Grömitz oder St. Peter-Ording geht, sondern um ganz Schleswig-Holstein. Am Ostsee- oder Nordseestrand im Sand spielen: Das könnte auch Belgiern oder Franzosen gefallen.