Auf Europas Feldern hat Gentechnik kaum Chancen

Weltweit wachsen auf 170 Millionen Hektar Land gentechnisch veränderte Pflanzen. Europa ist da weitgehend außen vor. Nur eine Sorte Gentechnikmais wird in einigen Ländern angebaut, nicht jedoch in Deutschland. Nun wird voraussichtlich eine zweite Genmaissorte namens TC1507 in der EU zum Anbau zugelassen werden. Doch vieles spricht dafür, dass auch sie in vielen EU-Staaten einschließlich Deutschland keine Wurzeln schlagen wird.

Ungeachtet der produktionstechnisch positiven Eigenschaften, die den Pflanzen künstlich beigebracht wurden, überwiegt die Skepsis gegenüber gentechnischen Sorten. Viele Verbraucher möchten sie nicht auf ihren Tellern haben – die EU-Kennzeichnungspflicht solcher Lebensmittel soll ihnen das Wahlrecht sichern. Viele Menschen wollen aber auch keine genveränderten Gewächse auf den Feldern. Sie fürchten Umweltrisiken oder haben aus ethischen Gründen ein ungutes Gefühl angesichts der künstlich erschaffenen Lebewesen.

Diese Vorbehalte haben dazu geführt, dass die grüne Gentechnik in der europäischen Landwirtschaft fast chancenlos war, obwohl mächtige Wirtschaftsinteressen sich für die innovative Züchtungstechnik und deren Ergebnisse starkmachten und weiterhin machen. Die Ablehnung ging so weit, dass Unternehmen wie Monsanto und BASF Gentechniksorten zurückgezogen haben.

Pflanzenforscher und andere Anhänger der landwirtschaftlichen Gentechnik mögen dies bedauern. Doch zeigt die heutige Situation, dass europäische und nationale Politiker die Bedenken ihrer Bürger ernst nehmen und der Technologie, wenn überhaupt, nur unter rigiden Auflagen Zutritt zu Europa gewähren. So wird es auch der neue Gentechmais auf dem „alten Kontinent“ nicht leicht haben. Mit Ausnahme von Spanien vielleicht, wo bereits auf einem Drittel der Maisfläche die Gentechsorte MON810 wächst und das den Zulassungsantrag von TC1507 in Brüssel eingereicht hatte. Fazit: Die Tatsache, dass bald eine zweite gentechnische Maissorte in der EU wachsen darf, können deutsche Verbraucher gelassen sehen. Und das ist gut so.