Die Gewalt gegen Polizisten fordert uns alle heraus

Der Schock sitzt bei vielen Hamburgern tief, und das völlig zu Recht. Der lebensgefährliche Ausbruch der Gewalt, der sich zwei Tage vor Silvester in dem Angriff auf Polizeibeamte vor und in der Nähe der Davidwache entlud, offenbart einen ins Schwerkriminelle abgeglittenen Hass auf Repräsentanten der Staatsgewalt. Die bislang unbekannten Straftäter haben einen gezielten Anschlag mit Stein- und Flaschenwürfen verübt und dabei Menschenleben riskiert.

Es ist ermutigend, dass sich fast 50.000 Frauen und Männer im Laufe weniger Tage auf Facebook mit den Polizeibeamten solidarisiert haben. Auch wenn es nicht viel „kostet“, dem Anliegen im Netz per Klick zuzustimmen – wichtig ist das Signal, das die Stimmungslage in durchaus unterschiedlichen Kreisen der Bevölkerung wiedergibt.

Beinahe noch bedeutender, weil unmittelbarer, ist die Unterstützungsaktion, die Bürger und Geschäftsleute auf St. Pauli ins Leben gerufen haben. Das Zusammenleben in Hamburgs buntestem Viertel mit seinen zahlreichen Problemen ist fast immer von gegenseitiger Toleranz geprägt gewesen. Der massiven Intoleranz entgegenzutreten, entspricht also durchaus dem Lebensgefühl vieler St. Paulianer. Man muss lange zurückblicken, um auf eine vergleichbare Welle der Unterstützung und Sympathie der Bevölkerung für die Polizeibeamten in dieser Stadt zu treffen.

Nun kann es angesichts der Dimension der Gewalt nicht bei guten Worten allein bleiben. In Wahrheit ist der Staat, ist die Politik herausgefordert. Dass die Polizei ein großes Gebiet, das die klassischen Szeneviertel umfasst, zum Gefahrengebiet erklärt, ist nachvollziehbar. Dass auf diesem Weg Straftaten wie die Davidwachen-Attacke auf Dauer nicht zu verhindern sind, weiß die Polizei auch.

Neben einem schnellen Fahndungserfolg, der abschreckende Wirkung hätte, ist auch folgender Punkt wichtig: Diejenigen, die friedlich für die Rote Flora oder für eine andere Flüchtlingspolitik auf die Straße gehen, dürfen den Gewaltbereiten keinen Schutz mehr innerhalb ihres Demozuges gewähren. Hier ist endlich Entsolidarisierung angesagt.