Kiez, Schanze und fast ganz Altona betroffen. Überall Kontrollen möglich. 50.000 Hamburger erklären Solidarität

Hamburg. Nach den massiven Angriffen auf Hamburger Polizisten, bei denen Ende Dezember ein Beamter schwer verletzt wurde, sind die Bereiche um mehrere Polizeiwachen weiträumig zu Schutzzonen erklärt worden. Dabei handelt es sich um die als besonders gefährdet eingestufte Davidwache am Spielbudenplatz, die Wache 16 an der Lerchenstraße (Schanzenviertel) und die Wache 21 an der Mörkenstraße (Altona). Hier dürfen in weitem Umkreis auf unbestimmte Zeit Personen auch ohne konkreten Verdacht angehalten und kontrolliert werden.

Damit hat die Polizei erstmals solche Zonen, offiziell „Gefahrengebiete“ genannt, zum eigenen Schutz eingerichtet. Sie umfassen den gesamten Kiez, das Schanzen- und Karolinenviertel, fast ganz Altona mit den weitläufigen Bahnanlagen und den Hafenrand mit den Hafenstraßenhäusern. Noch nie zuvor waren so große Bereiche in Hamburg zu Gefahrengebieten erklärt worden. „So können relevante Personengruppen einschließlich ihrer mitgeführten Sachen überprüft und aus der Anonymität geholt werden“, sagte Polizeisprecher Andreas Schöpflin. Die Einrichtung des Gefahrengebiets sei auch als deutliches Signal an gewaltbereite linksextremistische Gruppen gedacht. „Wir wollen dadurch sehr deutlich machen, dass die Hamburger Polizei alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen wird, um die Gefährdung für Leib und Leben ihrer Beamten zu schützen“, sagte der Hauptkommissar. Bereits an diesem Wochenende werden verstärkt Polizeikräfte unterwegs sein.

Unterdessen setzte der Generalstaatsanwalt für die Ergreifung des Täters, der am 28. Dezember nach einem Angriff auf die Davidwache einem Polizisten einen Stein aus nächster Nähe ins Gesicht schleuderte, eine Belohnung von 8000 Euro aus. Gegen den Unbekannten wird wegen eines versuchten Tötungsdelikts ermittelt. Die Polizei bereitet die Veröffentlichung einer Phantomskizze des Mannes vor. Inzwischen haben fast 50.000 Hamburger auf der Facebook-Seite „Solidarität mit den Beamten der Davidwache“ ihre Unterstützung für die Polizei bekundet.

Joachim Lenders, der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, stellte am Freitag einen Neun-Punkte-Plan vor, um die wachsende Gewalt einzudämmen: Dazu gehört eine bessere Ausrüstung der Polizei, aber auch ein Aussteigerprogramm für linksextremistische Gewalttäter.