Ägyptischer Christ sollte in Hamburg Bleiberecht erhalten

Einen schlechteren Zeitpunkt für eine Abschiebung nach Ägypten hätte die Hamburger Ausländerbehörde nicht wählen können. Es geht um den Fall Josef Kilada. Der Mann lebt seit 22 Jahren in Hamburg und soll am Donnerstag in sein Heimatland zurückgeführt werden. Was die Entscheidung besonders brisant macht, sind die religiösen Dimensionen dieses Falls. Zwar mag die Behörde mit guten Gründen und nach Gesetzeslage gehandelt haben. Doch hat sie in den Blick genommen, in welches Land der koptische Christ zurückkehren muss?

Seit Jahren werden Christen in dem muslimischen Staat drangsaliert, benachteiligt und vom aufgebrachten Mob mit dem Tod bedroht. Der „Arabische Frühling“ brachte leider nicht das erhoffte Aufblühen für die christliche Minderheit, sondern Repressalien auf breiter Front. Christen werden von den Muslimbrüdern und Salafisten zunehmend verfolgt, warnt jetzt die überkonfessionelle Hilfsorganisation Open Doors. Kilada muss also in ein Land zurückkehren, in dem der Islam Staatsreligion ist und Religionsfreiheit für Christen nicht existiert.

Dazu kommt, dass seine Frau einst Muslima war. Sie ist inzwischen Christin. Wenn die Ausländerbehörde davon ausgeht, dass die Familie eines Tages in Ägypten oder Marokko ohne Gefahr um Leib und Leben existieren könnte, so verkennt sie die Dramatik der Situation. Arabische Religionsführer legitimieren immer wieder die Ermordung jener Gläubigen, die vom Islam abgefallen und Christen geworden sind. Hier herrscht die Scharia. Und das islamische Recht kennt keine Gnade mit Abtrünnigen.

Die religiöse Dimension ist genauso zu bedenken wie die Biografie des 34-Jährigen: Er lebt seit 22 Jahren in Deutschland, ist nie straffällig geworden und würde gern seinen Lebensunterhalt selbst verdienen – wenn er die Erlaubnis dafür hätte. Es dürfte nicht so oft vorkommen, dass ein Asylsuchender nach so vielen Jahren in Deutschland das Land verlassen muss.

Zum Glück hat die Ausländerbehörde aber nicht das letzte Wort. Jetzt entscheiden die Richter am Verwaltungsgericht. Sie sollten alle Spielräume nutzen und die Abschiebung des koptischen Christen stoppen.