Der Seevetaler Josef Kilada muss nach Ägypten ausreisen. Dort droht dem koptischen Christen Gewalt und Verfolgung. Seit knapp einer Woche sitzt Josef Kilada in Abschiebehaft.

Seevetal. Josef Kilada, 34, hatte bis zuletzt gehofft. Und mit ihm die Mutter seiner beiden Kinder, die alle drei in Seevetal wohnen. Also fuhr Josef Kilada, der vorwiegend in Hamburg lebt, vergangene Woche relativ optimistisch zur Ausländerbehörde. Schließlich war es zuletzt der Petitionsausschuss der Bürgerschaft, der sich seiner Sache annehmen wollte. Doch statt einer Aufenthaltserlaubnis erhielt der koptische Christ die für ihn schockierende Nachricht, dass er Deutschland unverzüglich verlassen müsse. Bereits an diesem Donnerstag, also noch vor Weihnachten. Der Eingabenausschuss habe seine Petition abgelehnt. Und der Flug nach Ägypten sei schon gebucht.

Seit knapp einer Woche sitzt Josef Kilada in Abschiebehaft. Aber er hofft weiter, dass er dennoch bei seiner kleinen Familie bleiben kann. Der Hamburger Rechtsanwalt Stefan R. Knief hat jetzt beim Verwaltungsgericht Hamburg einen Eilantrag gestellt. Damit soll ein sofortiger Abschiebestopp erwirkt und bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis eine Duldung für den 34-Jährigen erreicht werden. „Wir hoffen noch immer, dass die Sache gut für ihn ausgeht“, sagt Sozialarbeiterin Kristina Haupt von der Freien Evangelischen Christusgemeinde in Buchholz. Am Dienstag wollte die ehrenamtliche Mitarbeiterin den gebürtigen Ägypter in der Abschiebehaft in Hamburg-Moorwerder besuchen. Gemeinsam mit seiner Frau und einem der beiden Kinder. Ob es das letzte Mal war, konnte gestern keiner so genau sagen. „Fest steht jedenfalls, dass sich die Familie im Falle einer Abschiebung nach Ägypten wohl nicht wiedersehen wird“, sagt Kristina Haupt. Denn Kiladas Frau – beide sind allerdings nicht miteinander verheiratet – war früher Muslima und ist inzwischen zum christlichen Glauben übergetreten. „Konvertiten droht aber in muslimischen Ländern der Tod“, sagt Haupt.

Wie Kiladas Rechtsanwalt berichtet, war der koptische Christ bereits im Jahr 1991 als Minderjähriger nach Deutschland eingereist. In den vergangenen Jahren habe er, allerdings erfolglos, sein Asylverfahren betrieben. Während des mehr als 20-jährigen Aufenthalts in Deutschland lernte Josef Boushra Kilada Nakhnokh seine Frau Fatiha kennen. Ihre gemeinsamen Kinder sind sieben und acht Jahre alt und besuchen die Grundschule in Maschen. Schulleiter Rolf André weiß aus eigenen Beobachtungen, wie eng und gut die Familie zusammenhält. „Eltern und Kinder gehen sehr fürsorglich miteinander um. Der Zusammenhalt ist sehr groß“, sagt der Pädagoge.

Einer der Abschiebegründe soll offenbar das Fehlen sozialer Kontakte sein. Die Ausländerbehörde argumentiert, dass die familiäre Lebensführung auch in einem anderen Land realisiert werden könne. Rechtsanwalt Knief hält das jedoch für nicht vertretbar. Die Kinder hätten ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland. Zudem verfügten sie gemeinsam mit ihrer Mutter über eine Aufenthaltserlaubnis. „Die Frau geht einer Erwerbstätigkeit nach“, sagt Knief und betont: „Die familiäre Lebensgemeinschaft kann weder in Marokko, dem Heimatland der Frau, noch in Ägypten geführt werden.“ Das Land am Nil sei ein „Pulverfass“ und der gewählte Zeitpunkt für eine Abschiebung angesichts der Repressalien gegen koptische Christen in Ägypten wirklich „sehr ungünstig“.

Wie gefährlich die Lage für Christen dort ist, macht die Organisation Open Doors in ihren jüngsten Berichten deutlich. Sie hätten ein „Minimum an Rechten“, ihre Freiheiten seien beschränkt, betont die Organisation, die sich für verfolgte Christen einsetzt. Koptischen Familien würden aus ihren Häusern vertrieben. Nach Angaben des Egyptian Center for Public Policy Studies (ECPPS) seien Christen in Ägypten stark bedroht. Mehr als 40 Kirchen, 122 Läden, fünf Schulen und Wohnhäuser wurden in den vergangenen Monaten angegriffen. Die Kopten gehören zu den ältesten christlichen Kirchen auf der Welt und stellen in Ägypten immerhin zehn Prozent der Bevölkerung.

Genau dorthin soll also Josef Kilada abgeschoben werden. Ein Sprecher des Einwohner-Zentralamtes erklärte am Dienstag, dass in diesem Fall der Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis abgelehnt wurde. „Eine entsprechende Eingabe wurde vom Eingabenausschuss der Bürgerschaft als nicht abhilfefähig zurückgewiesen. Eine weitere Eingabe wurde eingereicht.“ Der Betroffene habe zudem beim Landgericht Hamburg eine Haftbeschwerde gegen die Abschiebehaft eingelegt. „Es wurde außerdem ein Eilantrag gegen die Ablehnung der Aufenthaltserlaubnis beim Verwaltungsgericht Hamburg gestellt. Den Entscheidungen der Gerichte und des Eingabenausschusses möchten wir nicht vorgreifen.“