Den Hamburger Flüchtlingen nutzen ihre „Berater“ nichts

In ihren Heimatländern haben die Männer mit hoher Wahrscheinlichkeit guten Grund gehabt, der Politik, den Sicherheitsbehörden und der Polizei wenig Vertrauen zu schenken. Verständlich, dass die afrikanischen Flüchtlinge, die, aus Italien kommend, seit Monaten in Hamburg wohnen, auch der hiesigen Staatsmacht zunächst kritisch gegenüberstehen. Zumal sie in ihrer Grundskepsis von einigen „Beratern“ bestärkt werden, die letztlich auf ihrem Rücken ihr eigenes schwieriges Verhältnis zu unserer Gesellschaft austragen.

Einer der Gründe, warum Deutschland ein Ziel für so viele Flüchtlinge in dieser Welt ist, lautet aber auch, dass vor dem Gesetz alle Menschen gleich sind. Deswegen kann es nicht sein, dass sich eine letztlich selbst definierte Gruppe abspaltet und anders behandelt werden will als alle anderen der 100.000 Menschen, die jedes Jahr nach Deutschland kommen und auf ein dauerhaftes Bleiberecht, eine Duldung oder einen genehmigten Asylantrag hoffen. Und deswegen sind die Hamburger Vorgänge rund um die Lampedusa-Flüchtlinge auch kein Beispiel für ein moralisches Versagen der Politik, sondern das Gegenteil: Das Prozedere folgt der Idee der Gleichheit, die von Volksvertretern in Parlamenten in Gesetzestexten niedergelegt wurde. Gewählte Regierungen und Beamte haben das umzusetzen; jeder konkrete Fall aber kann dann von Gerichten neu gewichtet werden.

Deswegen ist es mittlerweile ärgerlich, dass sich dieser Gedanke so wenig bei den afrikanischen Flüchtlingen niederschlägt. An der evangelischen Kirche liegt das nicht mehr, denn nicht nur Bischöfin Kirsten Fehrs, sondern auch der Pastor der St. Pauli Kirche, Sieghard Wilm, haben in aller Deutlichkeit gesagt, dass der jetzt vorgeschlagene Weg, der Abschiebungen für die Zeit des gesamten Verfahrens der Einzelfallprüfungen ausschließt, begangen werden sollte. Es wäre überaus wünschenswert, wenn auch die anderen hier tätigen Gruppierungen sich dem anschließen könnten: nicht, um dem Staat in seiner Wirkungsmacht zu stützen, sondern um das unwürdige Spiel auf dem Rücken der Männer zu beenden.