Busbeschleunigung wird mit Sicherheit nur teuer

„Bitte keine Abkürzung, wir haben es eilig“, lautet eine alte Bergsteigerweisheit. Schnell hat man sich in einer vermeintlich kürzeren Route verstiegen, muss umkehren und hat am Ende nicht nur nichts gewonnen, sondern Zeit und Kraft verloren.

Ähnlich ist es mit der Hamburger Buspolitik. Seit Jahren gibt es immer wieder neue Ideen und Umbauten. Haltebuchten werden gebaut, zurückgebaut und wieder angelegt. Je nachdem, welcher verkehrserzieherische Impetus im Rathaus gerade vorherrscht. Das bisher größte, teuerste und langwierigste Projekt in dieser Hinsicht ist das sogenannte Busbeschleunigungsprogramm. Geplante 260 Millionen Euro teuer, Bauzeit bis 2020, avisierte Kapazitätssteigerung für die Busse 30 Prozent. Theoretisch.

Denn praktisch behindert nicht nur die jahrelange Bauphase den Verkehr – und damit auch die Omnibusse. Dadurch, dass Abbiegespuren verschwinden oder verkürzt werden, durch die Anlage neuer Verkehrsinseln und die Installation von noch mehr Ampeln dürfte sich ein Phänomen verstärken, das auch jetzt schon zu beobachten ist: Kreuzungen werden zugestellt, weil der Verkehrsabfluss nicht klappt. Dann kommt auch der Bus mit eingebauter Vorfahrt nicht weiter. Alle anderen sowieso nicht.

Dass eine Behördensprecherin sagt, am Siemersplatz habe es während der Bauarbeiten keine gravierenden Verkehrsprobleme gegeben, mutet seltsam an. Entweder war sie nie dort. Oder sie hat eine andere Definition von gravierendem Problem als diejenigen Autofahrer – und auch Busbenutzer –, die in den Hauptverkehrszeiten auf die Geduldsprobe gestellt werden oder verzweifelt nach einem Ausweg suchen, der dann auch nur im Stau endet. Aber vielleicht ist es ja diese Weltsicht, die das Busbeschleunigungsprogramm als alternativlos und erfolgreich erscheinen lässt.

Verkehrsprobleme durch die weitere Aufteilung des Straßenraums zugunsten von Bussen lösen zu wollen könnte aber am Ende für den öffentlichen Nahverkehr kein großer Sprung nach vorn und für alle anderen ein teures Entschleunigungsprogramm werden. Aber vielleicht ist das ja gewollt. Aus erzieherischen Gründen.