HSV-Trainer muss dem Club zu einem Konzept verhelfen

Der 33. Trainer in der Bundesligageschichte des HSV verursachte bei seiner Präsentation gleich einen verbalen Blechschaden: „Ich bin mehr der Typ Jürgen Klopp“, sagte Thorsten Fink im Oktober 2011 vollmundig und antwortete auf die Frage, was ihn zuversichtlich stimme, lange in Hamburg bleiben zu dürfen: „Weil ich gut bin.“ Na gut, immerhin fast zwei Jahre hielt sich der heute 45-Jährige im Amt.

Nummer 34 ist 16 Jahre älter, darf sich Vize-Weltmeister und auch Ritter im Orden von Oranien-Nassau nennen. Klar und selbstbewusst, so punktete der mit einer natürlichen Autorität ausgestattete Bert van Marwijk denn auch bei seiner Vorstellung und vermittelte den Eindruck, dass er der von reichlich Misserfolg durchgeschüttelten Mannschaft Halt und Sicherheit geben kann. Anders als Fink – oder auch Sportchef Oliver Kreuzer – startet van Marwijk also mit einem Vertrauensvorschuss, den er mit richtigen Entscheidungen allerdings erst noch bestätigen muss. Gelingt es ihm, die vielen jungen und talentierten Spieler im Kader weiterzuentwickeln und besser zu machen, wäre ihm der Applaus bereits sicher. Von Europacup-Teilnahmen wurde in Hamburg erst mal lange genug gequatscht.

Es wäre dem HSV zu wünschen, dass van Marwijk seinen Vertrag (zwei Jahre plus Option) erfüllt, schließlich würde dies bedeuten, dass es beim Verein zur Abwechslung mal wieder vorwärtsgeht. Zugleich steht aber ab sofort nicht nur, um im Bild zu bleiben, Ritter Bert in der Pflicht, seine Mannen zu ruhmreichen Siegen zu führen. Für den HSV muss es darum gehen, endlich eine durchgängige sportliche Philosophie zu entwickeln, angefangen bei der teuren, aber wenig effektiven Nachwuchsarbeit.

Ein guter Verein darf nie total abhängig von einem einzigen Fußballlehrer sein, er muss die notwendigen Strukturen schaffen, dass man nicht wieder bei null anfängt, sollte van Marwijk doch vorzeitig gehen. Seine Leistung wird sich demnach am Ende seiner Ära nicht nur danach richten, welchen Platz der HSV erreicht hat, sondern ob er Sportchef Oliver Kreuzer geholfen hat, ein tragfähigeres Fundament zu errichten.