Der Wissenschaftsrat IPCC legt kommende Woche seinen fünften Weltklimabericht vor

Sechs Jahre nach seinem vierten Sachstandsbericht, der 2007 hohe Wellen schlug, präsentiert der Weltklimarat IPCC kommende Woche seinen fünften Bericht zum globalen Wandel. Seine Aussagen sind jetzt noch fundierter als damals, und dort, wo aufgrund von Wissenslücken noch Unsicherheit herrscht, ist deren Ausmaß zumindest besser bekannt. Die Grundaussage bleibt dieselbe: Der Mensch dreht durch die Verbrennung der fossilen Energieträger Kohle, Öl und Gas und den damit verbundenen Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid an der Klimaschraube. Hinzu kommen negative Einflüsse durch die Rodung von Wäldern, Viehhaltung, Moorvernichtung oder allgemein: durch veränderte Landnutzung. Dies sind unbequeme Aussagen, die Kritiker auf den Plan rufen.

Das Klimasystem ist selbst schon hochkomplex und zudem eng verwoben mit Vorgängen im Meer und auf der Landoberfläche. Kein Wunder also, dass viele Aussagen der Klimaforscher mit Unsicherheiten verbunden sind. Letztere werden umso größer, je weiter die Forscher in die Zukunft blicken. Denn für ihre Szenarien müssen sie Annahmen treffen, etwa zum Bevölkerungswachstum, zur Entwicklung der Weltwirtschaft und nicht zuletzt zu Fortschritten im globalen Klimaschutz. Diese können zu optimistisch oder zu pessimistisch sein.

Die Unsicherheiten führen dazu, dass manche Behauptung, etwa zur Erderwärmung, von der Realität widerlegt wurde. So stagniert der globale Temperaturanstieg seit rund einem Jahrzehnt, und die Klimaforscher, die vor der Erwärmung gewarnt haben, sind in Erklärungsnot geraten. Sie verfolgen nun Hinweise, nach denen die zusätzliche Wärme stärker als kalkuliert in größere Meerestiefen gesunken sein könnte. Solche Unsicherheiten sind Wasser auf die Mühlen der sogenannten Klimaskeptiker. Sie halten den Einfluss des Menschen auf unser Klima für gering oder sogar für ausgeschlossen. Sehr oft stellte sich heraus, dass ihre Aussagen mehr politisch oder wirtschaftlich motiviert sind als wissenschaftlich.

Klimaskeptiker finden vor allem in den USA Gehör. Ein Urgestein ist der Atmosphärenphysiker Fred Singer. Der heute 88-Jährige streitet seit Jahrzehnten gegen Aussagen zum Treibhauseffekt. „Singer ließ sich unter anderem von den Ölkonzernen Exxon- Mobil, Shell und Texaco bezahlen“, schrieb die Zeitung „Die Zeit“ in ihrem Artikel „Die Klimakrieger“. Auch mancher PR-Manager verdient jenseits des Atlantiks sein Geld damit, Stimmung gegen den allgemein anerkannten Kenntnisstand der Klimaforschung zu machen.

Die destruktiven Klimaskeptiker gilt es zu unterscheiden von kritischen Wissenschaftlern, die zu Recht auf Unsicherheiten und Widersprüche hinweisen. Die Wissenschaft lebt vom Diskurs, vom Streiten um die besten Ideen, die besten Instrumente, die stichhaltigsten Ergebnisse. Der größte Dissens zwischen kritischen Forschern, etwa dem Geesthachter Professor Hans von Storch, und Warnern wie dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung ist die unterschiedliche Einschätzung der Gesellschaft.

Die Warner, die von Storch „Alarmisten“ nennt, halten das Klimaproblem für so dringlich, dass sie mit möglichst eindrucksvollen Erkenntnissen ein schnelles gesellschaftliches Handeln anstoßen wollen. Bilder von schmelzenden Eiskappen, eines sterbenden Amazonaswaldes oder von tauenden Permafrostböden sind Szenarien, die aufrütteln sollen.

Der IPCC-Bericht kann helfen, sich ein genaueres Bild vom Zustand des Weltklimas zu machen. Dazu müssten sich Journalisten und andere Multiplikatoren die Mühe machen, zumindest die rund 20-seitige Zusammenfassung der Ergebnisse zu lesen. Schließlich geht es hier um nichts Geringeres als die zukünftigen Lebensumstände der Menschen.