Stadtteilschulen fallen weit hinter Gymnasien zurück

Vor zwölf Jahren erschütterte der PISA-Schock das Land. Die angebliche Bildungsnation Deutschland landete beim internationalen Leistungsvergleich der 15-jährigen Schüler weit abgeschlagen. Jetzt kommt für Hamburg ein vergleichbares Negativ-Erlebnis hinzu: der KESS-Schock.

Es gibt nichts zu beschönigen: Die Leistungen der Hamburger Abiturienten des Jahrgangs 2012 an den Stadtteilschulen sind im Vergleich zu ihren Mitschülern an den Gymnasien katastrophal. Laut der aktuellen Leistungsvergleichsstudie KESS 13 – benannt nach dem Abschlussjahrgang 13 – erreichen die Stadtteilschüler zur Reifeprüfung in Englisch und Mathematik das Lernstandsniveau, das die Gymnasiasten bereits am Ende des Jahrgangs 10 haben.

Dieser Befund trübt die Freude darüber, dass an den Stadtteilschulen erheblich mehr Schüler aus sogenannten bildungsfernen Familien das Abitur geschafft haben. Angesichts der krassen Diskrepanzen zwischen Gymnasium und Stadtteilschule stellt sich die Frage, inwieweit das in beiden Schulformen vergebene Zertifikat Abitur überhaupt gleichwertig sein kann. Zwar werden die Aufgaben für das schriftliche Abitur in den Hauptfächern zentral gestellt, aber diese Note macht nur ein Sechstel der Gesamt-Abi-Note in dem Fach aus.

Der Rückstand entsteht in der Mittelstufe, wo es offensichtlich nicht gelingt, die leistungsstärkeren Schüler angemessen zu fördern. Erst in den Kursen der Oberstufe können die Stadtteilschüler den Abstand zu den Gymnasiasten ein wenig verkürzen.

Schulsenator Ties Rabe (SPD) weist zu Recht darauf hin, dass die kleineren Klassen an den Stadtteilschulen und weitere Verbesserungen erst noch „durchwachsen“ müssen, ehe sie ihre positive Wirkung entfalten können. Andererseits werden diese Maßnahmen allein nicht für eine Trendumkehr sorgen können. Bildungspolitiker, Wissenschaftler und Schulpraktiker müssen sich jetzt auf einen Stützungsplan für die Stadtteilschule einigen, damit diese Schulform dauerhaft eine Chance als Alternative zum Gymnasium hat. KESS 13 scheint zu beweisen, dass Quantität doch auf Kosten der Qualität geht.