Warum die Stadt mit Radsport weltweit punkten könnte

Weltmeisterschaften im Straßenradsport fanden in Deutschland letztmals 2007 statt. Von ihnen ist vor allem in Erinnerung geblieben, dass das Stuttgarter Organisationskomitee vergeblich gegen den Start des späteren Siegers klagte, nachdem der sich geweigert hatte, eine Anti-Doping-Erklärung zu unterschreiben. Der Bund hatte schon vorher gedroht, der WM die Zuschüsse zu streichen. Die Stadt wiederum wollte den Weltverband nicht ausbezahlen. Kurzum: Es war eine WM zum Vergessen.

Wenn sechs Jahre später darüber zu reden ist, die Titelkämpfe nach Hamburg zu holen, dann geschieht das dennoch nicht unter Verdrängung der Vergangenheit – sondern nach deren Bewältigung. Der Radsport hat sich zumindest in Deutschland inzwischen klar gegen den organisierten Betrug positioniert. Und die Vattenfall Cyclassics haben in diesem Langstreckenrennen schon vor Jahren die Führungsarbeit übernommen.

Inzwischen bekommen sie von einer neuen, mutmaßlich drogenunabhängigen Generation Windschatten. John Degenkolb und André Greipel, die Doppelsieger des Rennens vom Sonntag, haben zusammen mit anderen dem Neuanfang im deutschen Radsport Gesichter gegeben. Eine Weltmeisterschaft in der Heimat wäre auch eine Würdigung ihrer Leistung der vergangenen Jahre.

Das freilich ist nicht die Aufgabe der Stadt. Sie muss abwägen, ob sich eine Investition von bis zu drei Millionen Euro für Hamburg auszahlt. Einiges spricht dafür. Ein Radrennen produziert eindrucksvolle Stadt- und Landschaftsbilder. Bei einer Weltmeisterschaft fänden sie ein Millionenpublikum rund um den Globus. Schon jetzt, das belegen Untersuchungen, sind die großen Hamburger Sportveranstaltungen ein Motor des Tourismus. Insofern bliebe es wohl nicht bei einem Einmaleffekt.

Eine Weltmeisterschaft böte Hamburg die Chance, einen unverwechselbaren Eindruck im Radsport zu hinterlassen: indem Profi- und Jedermannrennen erstmals kombiniert würden. Es könnte eine WM werden, an die man sich auch noch nach Jahren erinnern würde – im Guten. Einen Versuch wäre es allemal wert.