Der neuen Kontonummer hilft nur noch eine Werbekampagne

Eine Ampel auf der offiziellen Internetseite der Bundesbank und des Bundesfinanzministeriums zum neuen Zahlungsverkehrssystem in Europa (SEPA) signalisiert höchste Gefahr: Viele kleinere Firmen und Vereine werden danach die Umstellung auf die neuen, 22-stelligen Kontonummern für einen schnelleren Zahlungsverkehr in Europa nicht mehr rechtzeitig schaffen.

Das Problem ist nur, dass die betroffenen Firmen die Seite wahrscheinlich noch nie aufgerufen haben. Sie ahnen nicht, was auf sie zukommt. Wenn viele Lastschriften eingezogen werden müssen, ist der Umstellungsaufwand gigantisch. Ab 1. Februar dürfen Banken von Firmen, Behörden und Vereinen keine alten Zahlungsdaten mehr verarbeiten. Firmen, die vom Zahlungsstrom abgeschnitten sind, droht die Pleite. Nur wenige Zahlungen laufen bereits jetzt im neuen SEPA-Format, zum Beispiel, wenn Rente oder Kindergeld auf das Konto der Verbraucher gebucht werden. Andere Länder wie Luxemburg oder Griechenland sind wesentlich weiter.

Die Politik in Deutschland ist an der ungenügenden Vorbereitung nicht unschuldig. Den Verbrauchern haben die Politiker die Beruhigungspille verabreicht, dass sie sich mit den neuen, ungeliebten Kontonummern noch bis Februar 2016 Zeit lassen können. Auch das ist fahrlässig. Zwar können die Privatkunden eine Überweisung an Tante Erna noch mit den alten Kontodaten abwickeln, aber wenn die Rechnung einer Firma oder Behörde beglichen werden muss, werden auch Verbraucher schon bald die längere Kontonummer eintippen müssen.

Gleichzeitig hat sich diese Beruhigungspille offenbar auch auf einen Teil der Firmen übertragen. Das mag auch an den Banken liegen, die sich zunächst auf ihre eigene Umstellung konzentriert haben. Was jetzt fehlt, ist eine zugkräftige Werbekampagne, vergleichbar der zur Einführung der fünfstelligen Postleitzahlen. Es wäre ein fatales Signal, wenn ausgerechnet in Deutschland ein Zahlungsverkehrschaos ausbricht. Wer soll einer Währung vertrauen, bei der nicht einmal der Zahlungsverkehr funktioniert. Das kann sich der Euro in seiner jetzigen Situation nicht leisten.