Mehr als 73.000 Hamburger suchen einen Job

Gute Nachrichten sehen anders aus. Die Hamburger Arbeitsagentur präsentierte am Mittwoch die höchste Erwerbslosenzahl im laufenden Jahr. Mehr als 73.000 Frauen und Männer sind derzeit in der Hansestadt arbeitslos gemeldet. Ein Plus von knapp 3000 gegenüber dem Vormonat. Die Konjunktur schwächelt, Auftragsbücher werden dünner, und die Insolvenz von Hamburger Unternehmen wie der Baumarktkette Max Bahr (Praktiker) oder dem Modehändler Olsen verunsichern. Sogar der für seinen Optimismus bekannte Hamburger Arbeitsagentur-Chef Sönke Fock tritt auf die Euphoriebremse, zweifelt an seinem selbst ausgegebenen Ziel, die Zahl der Erwerbslosen in der Stadt bis zum Herbst unter 70.000 zu drücken.

Vieles deutet darauf hin, dass die nächsten Monate mehr schlechte als gute Nachrichten für den Hamburger Arbeitsmarkt parat halten. Jetzt schon von einer Trendwende zum Negativen zu spreche wäre allerdings verfrüht. Denn noch liegt die Arbeitslosenquote mit 7,6 Prozent auf einem langfristig gesehen niedrigen Niveau. Zudem bieten die Unternehmen in Hamburg weiterhin rund 14.000 offene Stellen an. Sogar Fachkräfte aus Südeuropa werden an die Elbe gelockt, weil das benötigte Personal in Norddeutschland nicht zu finden ist.

Die beiden für Hamburg bedeutenden Wirtschaftszweige Luft- und Schifffahrt zeigen, wie der Arbeitsmarkt derzeit in der Stadt auseinanderdriftet. Airbus kann sich vor Aufträgen kaum retten, stellt kräftig Personal ein – und im Schatten des Flugzeugbauers erleben auch die Zulieferer in der Stadt einen Boom. Dagegen spürt die Schifffahrt bereits die sich abschwächende Konjunktur, richtet sich auf schwierigere Zeiten ein.

Insgesamt ist die Hamburger Wirtschaft aber gut aufgestellt, kann einen gesunden Mix aus Arbeitsplätzen in der Industrie und im Dienstleistungssektor vorweisen. Neben der traditionsreichen Schifffahrt und dem boomenden Flugzeugbau macht vor allem die Ansiedlung von Firmen im Bereich der regenerativen Energie Mut. Die Stadt wird sich nicht von der weltweiten Konjunktur abkoppeln können. Grund zur übertriebenen Sorge gibt es allerdings keinen.