Sein erster Auslandsbesuch führt ihn nach Brasilien

Der Papst kann sich seit seinem Amtsantritt Mitte März vor Sympathie kaum retten. Das Bild jubelnder Massen wird auch seinen ersten Auslandsbesuch in Brasilien begleiten. Dort, beim Weltjugendtag, geht es traditionell emotionaler zu als bei ähnlichen Ereignissen in Europa. Und als Südamerikaner mit argentinischen Wurzeln wird ihm auf seinem Heimatkontinent eine Extraportion Begeisterung zuströmen, mehr als seinem Vorgänger, dem deutschen Benedikt XVI., der 2007 in Brasilien versprochen hatte, zum Weltjugendtag wiederzukommen. Franziskus folgt der Zusage.

Getreu seiner Linie wird er sich vom Protokoll weniger verbiegen lassen als sein Vorgänger. So wird er nach seiner Ankunft in Rio nicht direkt zum Sitz des Gouverneurs fliegen, sondern im offenen und ungepanzerten Papamobil durch Rios Straßen fahren, ein Horror für jene, die für seine Sicherheit sorgen sollen. Zumal es zuletzt bei Protesten gegen die Korruption zu Ausschreitungen und Straßenschlachten gekommen war.

Doch das Hauptanliegen der Demonstranten, den Unmut über Armut und Massenarbeitslosigkeit öffentlich zu machen, ist sowieso ein wichtiges Anliegen dieses Papstes, der „vom Ende der Welt“ nach Rom gekommen war, wie er sich nach seiner Wahl selbst vorgestellt hatte. Wer ohne Arbeit sei, verlöre auch Würde, hat Franziskus vor seiner Abreise über die hohe Jugendarbeitslosigkeit gesagt. Er fordert verstärkte Anstrengungen, um das soziale Unrecht zu bekämpfen. Der Papst reist aber auch in ein Land, das in Sachen Katholizismus von seinem traditionellen Weg abdriftet. Evangelikale Strömungen verzeichnen erstaunlichen Zulauf, auch wenn noch mehr als 120 Millionen von 190 Millionen Brasilianern katholisch sind.

Und Franziskus wird es leichter gelingen, alte Spannungen der römischen Zentralkirche mit den einst politisch ungeliebten Befreiungstheologen Südamerikas beizulegen. Kein anderer seiner Vorgänger in neuerer Zeit hat sich so glaubwürdig des Themas Armutsbekämpfung angenommen. Ein harter Brocken für deutsche Bischöfe, die sich oft mehr als Chef einer straff organisierten Kirchenverwaltung sehen.