Kosten für Sanierung des Schauspielhauses steigen

Jeder, der gebaut hat, weiß, dass sich alles immer verzögert. Und dass alles immer teurer wird. Natürlich muss bei öffentlichen Bauaufträgen genauer draufgeschaut werden, aber anders läuft es da auch nicht.

Nun wird wohl auch der Bühnenturm des Schauspielhauses, der endlich moderne Technik in das Theater bringen soll, teurer als geplant. Die Technik des Schauspielhauses befand sich – um mal einen Vergleich aus der Autobranche zu wagen – auf dem Niveau des Jahres 1975, als der Käfer vom Golf abgelöst wurde. Wer seitdem an kein neues Modell mehr gedacht hat, kann nur hemmungsloser Nostalgiker sein. Zudem waren alle Fahrbewegungen auf der Ober- und Unterbühne gefährlich geworden. Ein Gutachten, das seit acht Jahren vorlag, bescheinigte Deutschlands baulich schönstem Theater einen Sanierungsbedarf von 30 bis 35 Millionen Euro.

Nach langen Überlegungen hatte der Senat die (abgespeckten) Pläne fürdas neue Bühnenhaus zum Preis von 16,5 Millionen Euro abgesegnet. Dass widerborstige Nachbarn der Baukran stören würde, konnte niemand ahnen. Dagegen gibt es keine Versicherung. Wie aber sollte man ohne Kran 18 Meter tief Betonpfeiler in der Erde versenken oder einen 28,7Meter hohen Turm bauen? So haben die Nachbarn Verzögerungen verursacht, für die die Stadt nun viel Geld hinlegen muss. Hinzu kommen Statikgutachten, Brandschutzauflagen, Ausschreibungsergebnisse, die teurer ausfielen als gedacht. Insgesamt soll essich um Mehrkosten von 3,75 Millionen Euro handeln.

Aber anders als bei der Elbphilharmonie, bei der Hamburg bereits mit der Ausschreibung begann, als die Pläne noch gar nicht ausgereift waren, und dann drei Jahre später, bei den Nachverhandlungen, ein dilettantisches Vertragswerk vorlegte, trifft die Stadt in diesem Fall keine Schuld. Mit der alten Bühnentechnik hätte man sicher auch keine neue Intendantin fürs Schauspielhaus gewinnen können. Karin Beier ist die meistgefragte Theaterleiterin Deutschlands. Dass sie in Hamburg arbeitet, ist ein großer Gewinn. Berlin streckt übrigens schon seine Finger nach ihr aus, bevor sie hier angefangen hat.