Die Sanierungskosten steigen durch Verzögerungen beim Umbaubeginn, Auflagen und eine nicht kalkulierte Edelstahlkonstruktion. Wer die Mehrkosten zahlt, ist noch unklar.

Hamburg. 3,75 Millionen Euro mehr werden der Umbau des Bühnenturms und die Sanierung der Technik am Deutschen Schauspielhaus möglicherweise kosten. Dies geht aus der Antwort des Senats auf eine schriftliche Anfrage der CDU-Fraktion hervor. Der bisher mit 16,5 Millionen Euro veranschlagte Neubau, der die veraltete und marode Technik des Theaters auf den neusten Stand bringen soll, wird wohl vor allem deshalb teurer, weil in der Anfangsphase die Einrichtung der Baustelle durch Nachbarn des Theaters, die die Aufstellung eines Krans verhindern wollten, monatelang verzögert wurde.

Jack Kurfess, der bisher das Schauspielhaus leitete – im August beginnt die neue Intendantin Karin Beier –, erklärt: „Die Umbauarbeiten, für die 15 Monate veranschlagt worden waren, sollten im Juni 2012 beginnen, konnten aber erst im August starten, weil wir die Baustelle nicht einrichten durften. Ein Nachbar wehrte sich gegen den Kran. Als er dann endlich stand, ergaben sich logistische Probleme, da der Rohbau und der Stahlbau ihn praktisch gleichzeitig benötigten.“ Arbeiten, die einfacher und preiswerter nacheinander hätten gemacht werden können, mussten nun parallel zueinander stattfinden. Das wurde teuer.

Die Kulturbehörde wird das Geld aus ihrem Haushalt nehmen müssen

Allein durch den verzögerten Baubeginn von 8 Wochen entstanden Mehrkosten von einer Million Euro. Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde, erklärt dazu: „Die Höhe der tatsächlichen Mehrkosten müssen wir erst prüfen. Das Geld werden wir dann wohl aus dem allgemeinen Haushalt der Kulturbehörde nehmen müssen.“ Bereits im Januar, als sich die Zusatzkosten abzeichneten, hatte Kultursenatorin Kisseler erklärt: „Das Schauspielhaus soll nicht auf den Mehrkosten sitzen bleiben.“ Isermann nennt die Aufgabe, die sich durch Probleme stellten, „die weder die Stadt noch das Schauspielhaus zu verantworten haben“, nun „eine große Herausforderung“.

Das Hauptproblem beim Neubau entstand, weil man den Eröffnungstermin, den 15. November, halten wollte. Ursprünglich hatte Karin Beier ihre Eröffnungspremiere bereits im Oktober präsentieren wollen. Mit einer vierwöchigen Verzögerung konnte sie gerade noch leben. Ihr Sprecher Thomas Müller sagt nun: „Wir sind froh, dass es beim Eröffnungstermin bleibt. Alles andere wäre für die Spielplangestaltung und -planung eine Katastrophe. Die Höhe der Mehrkosten müssen wir natürlich mit der Kulturbehörde genau prüfen.“ Kaum vorstellbar, dass sich im Etat der chronisch unterfinanzierten Kulturbehörde große Summen finden lassen. Gut möglich, dass da ein Nachtragshaushalt nötig wird.

Jack Kurfess nennt noch weitere Gründe für die Kostensteigerungen: „Wir konnten die Bauverzögerungen von 16 auf vier Wochen reduzieren, indem wir den alten Bühnenturm schon abgerissen haben, bevor der neue, wie ursprünglich geplant, drüber gebaut war. Das erforderte Schutzmaßnahmen am Haus, weil der Spielbetrieb noch lief.“ Eine weitere behördliche Auflage sieht nun vor, dass die Trägerkonstruktion der Turmfassade aus Edelstahl sein muss, weil sie, so Kurfess, „100 Jahre halten soll“. 700.000 Euro Mehrkosten werden dafür fällig. Auch musste die Statik oft begutachtet werden. Brandschutzauflagen führen zu weiteren Kostensteigerungen von 350.000 Euro. Und für all diese Nachforderungen mussten von den Technikern neue Pläne entworfen werden. Auch das kostet.

Hinzu kommt die derzeit gute Konjunkturlage am Baumarkt. Bei den Ausschreibungen hätten sich weniger Firmen beworben, „da muss man gegebenenfalls ein teureres Angebot nehmen als geplant“, sagt Kurfess. Entstanden seien so 300.000 Euro an Zusatzkosten. Die Stelle des Technischen Direktors des Schauspielhauses wurde inzwischen neu besetzt.

Was die Hamburger bedingt trösten mag: Auch andernorts gab es bei Theatersanierungen hohe Mehrkosten. Die Münchner Kammerspiele wurden 2003 zu „Kummerspielen“ und hindernisreich erneuert, statt 73 Millionen kostete es 110 Millionen. Schlimmer noch am Schauspiel Stuttgart: Zwei Jahre wurde umgebaut, dann musste das Theater nach nur wenigen Monaten wieder ausziehen. Die neue Bühnentechnik war marode. Gebaut wird immer noch, seit 37 Monaten, und statt 24,5 Millionen kostet es jetzt mehr als 100 Millionen. Bei der Berliner Staatsoper unter den Linden wird seit 2010 gebaut. 2013 stiegen die Kosten um 46 auf 288 Millionen. Ein Ende ist noch nicht in Sicht.