Das Hamburger Projekt hat eine Chance verdient

Klar, es ist ein ambitioniertes Vorhaben, mitten in der Schifffahrtskrise und einer Zeit mit geringen Frachtraten so ein Projekt anzusteuern: Frachtschifffahrt unter Segeln – das klingt zunächst nach aberwitzigen Visionen von Segel-Begeisterten, nicht nach kühl rechnenden Kaufleuten in der Schifffahrt. Doch ob der Realitätssinn in der Branche bisher sehr ausgeprägt war, darf bezweifelt werden. Nicht umsonst gehen wütende Anleger von Schiffsfonds heute schon in Hamburg auf die Straße zum Demonstrieren. Das, was man ihnen als Gewinnaussicht mit heutigen Frachtern versprochen hat, erweist sich als hohle Phrase.

Daher lohnt ein Blick auf Alternativen allemal. Allein schon aus Umweltgründen. Noch immer verbrennen Seeschiffe auf hoher See Abfälle aus der Ölproduktion, ungefiltert und mit extrem hohem Schwefelanteil. Das wird man sich nicht lange gefallen lassen, Profit auf Kosten der Gesundheit anderer ist kein gutes Argument.

Deshalb wird der Druck steigen, auf umweltfreundlichere Treibstoffe für Frachter auszuweichen. Und das wird die Kosten dafür steigen lassen. Wind als kostengünstiges und abgasfreies Antriebsmittel wird in absehbarer Zeit in mehrfacher Hinsicht zur überlegenswerten Alternative.

Zunächst sicher nicht eine Alternative für die gesamte Schifffahrt. Doch das Hamburger Projekt mit dem schon bewährten Dyna-Rigg setzt bewusst auf eine Marktnische, die auf das Öko-Image des Windkraft-Transports setzt. Was nützt der tolle, super fair gehandelte Bio-Kaffee, wenn er nur dann zum Konsumenten kommt, wenn dafür auf hoher See Schweröl-Abgase in die Luft gepustet werden? Wenn man die Kaffeebohnen aber über den Atlantik schippern kann, nahezu ohne fossile Brennstoffe zu verheizen, klingt das schon anders. Hier gäbe es die Chance, dass man zeigen kann, dass auch umweltfreundliche Alternativen wie Segelschiffe ihren Anteil an einer besseren Welt haben können.

Bisher jedenfalls konnten viele technische Entwicklungen erst in solchen Nischen ausreifen, bevor sie zum Standard wurden.